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Auch Krankenhäuser sind eingebunden, hier eine Rettungsstelle. (Symbolbild)

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Update

Was tun bei Coronavirus-Verdacht?: Das müssen Berliner wissen, wenn sie Covid-19-Symptome haben

Husten, Schmerzen, Fieber: Es könnte eine Winter-Grippe sein oder das Coronavirus. So sollten Sie vorgehen, wenn Sie befürchten, sich angesteckt zu haben.

Das neuartige Coronavirus breitet sich in Deutschland aus. Zuletzt war das Virus bei Patienten in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen nachgewiesen worden, in Berlin gab es bis Mittwochabend keinen bestätigten Infektionsfall. Der Senat, Ärzte und Krankenkassen bereiten sich aber auf zahlreiche Neuinfektionen vor.

Wie erkennt man Corona-Infektionen?

Die Symptome des Coronavirus mit dem Kürzel 2019-nCoV ähneln denen der üblichen Winter-Grippe: Husten, Schmerzen, Fieber. Allerdings fehlen bei Corona (bislang) Schnupfen und Halsschmerzen. Bei einigen Corona-Erkrankten verlief die Infektionen auch fast symptomlos. Die Inkubationszeit kann laut Robert- Koch-Institut (RKI) zwei Wochen dauern – das ist die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit. Unklar ist, ob Betroffene währenddessen andere anstecken können.

Was sollte jeder im Verdachtsfall tun?

Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) hat, wie berichtet, eine Corona-Hotline einrichten lassen. Die ist täglich von 8 bis 20 Uhr unter 030-90282828 zu erreichen. Der Senat empfiehlt grundsätzlich, in folgenden Fällen besonders wachsam zu sein: Wer in den letzten zwei Wochen Kontakt zu einem bestätigten Corona-Patienten hatte, sollte zu Hause bleiben und das zuständige Gesundheitsamt kontaktieren. Dies gilt auch, wenn man in diesem Monat in Risikogebieten in Norditalien oder Zentralchina war – insbesondere wenn man (auch nur leichte) Symptome aufweist.

Darüber hinaus schreibt der Senat: „Wenn Sie nicht sicher sind oder Angst haben, gehen Sie bitte auf jeden Fall zum Arzt. Der wird gegebenenfalls eine Probe mit Auswurf ans Labor schicken.“ Auch die Krankenkassen haben kostenlose Hotlines eingerichtet. An die Barmer können sich auch Versicherte anderer Kassen „uneingeschränkt rund um die Uhr“ wenden: unter Telefon 0800-8484111.

Wieso gibt es so viele Ansprechpartner?

Das deutsche Gesundheitswesen besteht aus drei Säulen: der Praxis, meist in den Wohnvierteln; den Kliniken für schwere Fälle und den Gesundheitsämtern der Bezirke und Kommunen, die für Hygiene, Aufklärung und den Überblick bei Infektionen zuständig sind. Auch in den Praxen, deren Betreiber der Kassenärztlichen Vereinigung angehören, bereitet man sich auf vor Corona-Fälle vor. Die müssen an die Ämter gemeldet werden. Sie geben die Fallzahlen an das RKI weiter, das auch die Bundesregierung berät.

Die Hotline ist ständig besetzt, Praxen und Ämter haben zu...

Alle 38 Berliner Rettungsstellen können Verdachtsfälle versorgen und isolieren. Der Rettungsdienst unter 112 wäre zu informieren, wenn schwere Symptome oder ein begründeter Verdacht vorliegen: Niemand sollte sich, teilt der Senat mit, unangekündigt in eine Rettungsstelle begeben – sondern einen Verdacht auf den Coronavirus zuvor telefonisch mitteilen, damit bei Transport und Ankunft Schutzmaßnahmen getroffen werden können. Also: Zuerst die Senats-Hotline anrufen. Falls niemand zu erreichen ist, es beim Gesundheitsamt versuchen. Wenn es dort nicht klappt, vor einem Besuch in der Rettungsstelle auf jeden Fall in der Klinik anrufen.

Betroffene werden isoliert – und dann?

Bei wem der Verdacht besteht, dass er infiziert ist, wird in einer Klinik zunächst isoliert. Nach zwei Wochen Quarantäne steht dann fest, ob ein Corona-Fall vorliegt. Die Gesundheitsämter ermitteln währenddessen, wer alles mit den Betroffenen Kontakt hatte. Die Amtsärzte dürfen zur Gefahrenabwehr auch Zwangsmaßnahmen anordnen: Sie können Erkrankte oder potenziell Infizierte befragen und untersuchen lassen, auch wenn diese das ablehnen würden. Betroffene sind zur umfassenden Auskunft verpflichtet und haben Röntgenuntersuchungen, Abstriche, Urin- und Blutentnahmen zu dulden.

Was ist mit den Kosten?

Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für den Test auf den Coronavirus bei begründeten Verdachtsfällen. Von den Versicherungen ist zu hören, man wolle diese Regel jetzt großzügig auslegen. Senat, Ärzte und Kassen erklären unisono, man könne viel tun, um sich zu schützen: Neben sehr guter Händehygiene solle, wer in Kontakt zu einem Verdachtsfall stehe, möglichst zwei Meter Abstand halten – wie auch bei Grippe- oder Erkältungspatienten.

Weil schon geschwächte Menschen besonders anfällig sind und im Corona-Infektionsfall mit schlimmeren Verläufen rechnen müssen, wird ihnen zur Impfung gegen Grippe, Pneumokokken und Keuchhusten geraten.

Können Arbeitnehmer vorsichtshalber zu Hause bleiben?

Wer befürchtet, das Virus in sich zu tragen, weil er in einer betroffenen Regionen war, Kontakt mit einem infizierten Menschen hatte und erste Symptome zeigt, sollte auf jeden Fall zu Hause bleiben, sich krankmelden und untersuchen lassen. Das ist im Prinzip nicht anders als bei einer normalen Grippe.

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Wer dagegen aus einer generellen Angst vor Ansteckung nicht an den Arbeitsplatz möchte, kann versuchen, Homeoffice zu machen. In vielen Unternehmen ist das nach Rücksprache möglich. Wo Homeoffice nicht möglich ist, etwa im Einzelhandel, muss man zur Arbeit erscheinen – oder Urlaub nehmen. Anders könnte das sein, wenn es im Betrieb bereits Infektionen gibt und die abstrakte Gefahr konkret wird. Auch ein Recht auf Fernbleiben wegen Störung des ÖPNV oder wegen fehlender Kinderbetreuung gibt es nicht.

Wie geht man mit der Angst um?

Die Angst vor Infektionen sei tief in unserem Hirn und im Immunsystem verankert, sagt die Direktorin der Klinik und Hochschulambulanz für Psychiatrie und Psychotherapie an der Charité, Isabella Heuser: „Daran sind die Menschen früher massenweise gestorben – egal, ob sie von Viren oder Bakterien ausgelöst wurden. Man denke nur an die Pest oder die Spanische Grippe.“

In der Neuzeit lösten auch HIV oder Ebola uralte archaische Ängste aus. Deshalb sei Information „so sachlich wie möglich“ wichtig. Besonders alten Menschen und Kindern müsse man Ängste nehmen, da sie sich „schneller hilflos fühlen“, sagt Heuser.

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