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Wer dem Quartier etwas Gutes tut, ist Quartiermeister. Peter Eckert (links) und David Griedelbach von Quartiermeister.

© Henrik Hölzer

Was wir trinken: Quartiermeister – das soziale Kiezbier

Bier trinken und gleichzeitig einen sozialen Beitrag für seinen Kiez leisten. Geht nicht, denkst du? Geht doch! Desto mehr getrunken wird, umso mehr wird gespendet. Teil 1 unserer Serie zu Berliner Getränken.

Quartiermeister verkauft in Berlin „soziales Bier“. Erwirtschaftete Gewinne werden direkt vor Ort zur Förderung von sozialen und kulturellen Projekten verwendet. Das Prinzip ist denkbar einfach und unbürokratisch. Je mehr getrunken wird, umso mehr kommt an Gewinnen zusammen und umso mehr kann gefördert werden. Vor vier Jahren entwickelte Sebastian Jacob die Idee, mit der Konsumenten sich sozial engagieren können, ohne dafür mehr Zeit oder mehr Geld investieren zu müssen. Damals entstand die Überlegung, das Engagement mit dem täglichen Konsum zu verbinden, sodass man ein Produkt wählt, in dem der soziale Mehrwert enthalten ist. Aus dieser Idee wuchs das Unternehmen „Quartiermeister“.

Ich sitze dem Geschäftsführer David Griedelbach in einem Großraumbüro in einem Kreuzberger Hinterhof gegenüber. Ihm und seinen Mitstreitern war schnell klar, dass sie Bier verkaufen wollen. "Für uns ist Bier ein soziales Produkt. Wir trinken Bier in einer geselligen Runde. Wir trinken Bier, wenn wir Spaß haben." sagt er.

Die Drei wollen Wirtschaft neu denken und neu leben. „Quartiermeister ist mehr als ein Bier oder die Idee, mit dem Gewinn soziale Projekte zu unterstützen.“ Es soll den Menschen zeigen, dass Wirtschaft und Konsum anders gedacht und gemacht werden kann. Sebastian, Peter und David wollen als Vorreiter gelten und wegkommen von der kurzfristigen Profitorientierung, die viele Großkonzerne haben, hin zu einer langfristig gemeinschaftlichen Wirtschaftsweise. "Letztlich soll sich die Wirtschaft dem Menschen anpassen und nicht umgekehrt,“ sagt der Geschäftsführer. Um sich ganz klar zu definieren, stehen auf jedem Quartiermeister Bier die sechs Punkte: „Not for profit, sozial, unabhängig, regional, transparent und partizipativ“.

Die Meister im Quartier

In diesem Jahr werden etwa 1200 Hektoliter Bier verkauft. Das sei im Berlinvergleich sehr wenig, sagt David. Im nächsten Jahr will Quartiermeister deshalb stark wachsen. Die neuen Gewinne würden natürlich an Projekte gehen. Einmal im Quartal wird der Gewinn verteilt. Projekte können sich auf der Website bewerben. Gefördert werden gerne auch solche, die gar nicht für eine Förderung in Frage kommen, weil sie keine Rechtsform haben oder nicht offiziell gemeinnützig sind.

„Wir suchen Projekte aus, die im Kiez gute Arbeit machen, die gemeinschaftlich und multikulturell für Berlin stehen.“, sagt er. Dann entscheidet der Konsument. „Aus fünf Projekten können die KonsumentInnen online abstimmen, welche Projekte gefördert werden soll.“

Für David ist dieses Modell auch Vorbild für andere Lebensmittel. "Es würde uns natürlich freuen, wenn wir andere dazu inspirieren könnten", sagt er. "Dresden wird bald neues Quartier. Ein nichtalkoholisches Getränk ist auch interessant für uns. Wir würden auch gerne politische Kampagnen machen und damit das politische Verständnis der Konsumenten stärken und erweitern." Und er wolle erzählen, was mit den Fördergeldern passiert ist, das die Projekte erreicht hat.

Sind sie damit die Meister im Quartier? „Das ist eine schöne Assoziation", sagt er. "Wir sind die Quartiermeister, aber auch jeder und jede, die teilhaben und uns trinken, die mitbestimmen oder sich in unserem Verein engagieren." Es müssten nicht mal Biertrinker sein. Wer dem Quartier etwas Gutes tut, ist Quartiermeister, so das Motto.

Quartiermeister Bier kannst du in verschiedenen Clubs, Kneipen, Bars und Spätis trinken. Eine Liste findest du auf www.quartiermeister.org/hier-gibts-quartiermeister/.
Prost!
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Henrik Hölzer

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