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Berlin: Washington trinkt jetzt in der „Berlin Bar“

Der deutsche Botschafter hat die Antwort auf die „Paris Bar“ – und Harald Schmidt moderierte

Wie heißt die Frau von Franz Müntefering? Sekundenlang herrscht Schweigen, dann ist Gekicher zu hören, schließlich prusten die Cocktail-Gäste los. „Okay“, sagt Harald Schmidt, „das war unfair.“ Seine nächste Frage richtet er an die Amerikaner. Wie buchstabiert man „Jägermeister“? Die Aufgabe wird, mit Versprechern, gelöst. Harald Schmidt gratuliert und verteilt einen von 20 Plüschhunden. Auf Englisch leitet er gerade eine Tombola. Wo sind wir? Im Keller der Residenz des deutschen Botschafters in Washington, Wolfgang Ischinger. Hier fand am Sonnabendabend ein kleines gesellschaftliches Großereignis statt: Die „Berlin Bar“ wurde eröffnet.

„Berlins berühmteste Bar ist die ,Paris Bar‘“, sagt Ischinger. „Das ist nun unsere Antwort darauf.“ Selbst der Schriftzug ist dem Original entlehnt. Zu verdanken hat er die Initiative seiner Frau, Jutta Falke-Ischinger. Die „Berlin Bar“ war ihre Idee, sie hat sich praktisch um alles gekümmert, bis zu den Details des Interieurs. Die Räume in dunkelrot, das Mobiliar schwarzweiß, alles exklusives Design, die Sofas stammen aus New York, die Tische aus Kalifornien. Den Tresen hat das „Adlon Hotel“ gestaltet. An den Wänden hängen Fotografien aus dem Nachkriegs-Berlin. Die Atmosphäre ist in der Tat einzigartig. Auf Hamburgisch würde man sagen: Das hat Stil.

Illustre Gäste sind erschienen. Die Botschafter aus Frankreich, Schweden, Rumänien, Jordanien und Spanien, Vertreter aus dem Weißen Haus, dem Sicherheitsrat, dem State Department, der Protokollchef der US-Regierung. Deutsches Bier fließt. Ums Klavier herum hat sich eine Jazz-Kapelle formiert. Später am Abend wird sogar getanzt. Robert Kimmitt, ehemals US-Botschafter in Bonn, hat seinen Vater mitgebracht. Der feiert just an diesem Tag ein Jubiläum. Vor genau 57 Jahren hatte er in der katholischen Herz Jesu Kirche in Dahlem seine Frau geheiratet.

Harald Schmidt ist der Gastredner. Mit Ischinger teilt er die Herkunft. Beide sind in der schwäbischen Stadt Nürtingen aufgewachsen, nicht weit von Stuttgart entfernt. Dort sind sie auf dasselbe Gymnasium gegangen, haben Abitur gemacht. Allerdings ist der Talkmaster im vorübergehenden Ruhestand einige Jahre jünger als der deutsche Botschafter, gekannt haben sie sich damals nicht.

Im humorverwöhnten Land der Stand-up-Comedians schlägt Schmidt sich mit Bravour. Er erzählt – „um Ihnen die Wahrheit zu sagen“ –, wie er kurz vor Weihnachten von Sat.1 gefeuert wurde, aber bereits in der Woche nach Neujahr mit dem Trauern aufhörte. Jetzt hat er neue Pläne. Sein Auftritt in der „Berlin Bar“ sei als eine Art Einstieg ins internationale Show-Business zu verstehen. „Der ist ja wirklich witzig“, meint anschließend anerkennend ein ansonsten stets kritischer Journalist der „Washington Post“.

Nun ist Amerikas Hauptstadt erneut um ein Stück Berlin, ein Stück Deutschland reicher. Die „Berlin Bar“ möge das „moderne, nach vorne schauende Deutschland“ symbolisieren, hofft Ischinger. Wie eine Bar das leisten kann? „Na ja, indem sie zeigt: Bei uns wird halt bis spät in die Nacht gearbeitet.“ Harald Schmidt, der Frührentner, nickt.

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