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Berlin: Weddinger Fußball-Philosophen unter sich

Am U-Bahnhof Afrikanische Straße beginnt das Viertel mit den exotischen Straßenn. Hier geht die Windhuker in die Swakopmunder Straße über, benannt nach einer Stadt zwischen dem Atlantik und der Wüste Namibias, ein kleines Stück Deutschland mit Moltke-, Bismarck- und bis vor kurzem auch Kaiser-Wilhelm-Straße.

Am U-Bahnhof Afrikanische Straße beginnt das Viertel mit den exotischen Straßenn. Hier geht die Windhuker in die Swakopmunder Straße über, benannt nach einer Stadt zwischen dem Atlantik und der Wüste Namibias, ein kleines Stück Deutschland mit Moltke-, Bismarck- und bis vor kurzem auch Kaiser-Wilhelm-Straße. Das sind Reste aus der Kolonialzeit, als das heutige Namibia noch Deutsch-Südwestafrika war. Lange her.

Ganz gegenwärtig ist Wolfgang Lukowiak, der Chef vom „Pressecenter“ direkt an der Friedrich-Ebert-Siedlung. Das Geschäft mit der Tagesspiegel-Fernseh-WM-Übertragung ist wie ein kleines Warenhaus. Außer 1312 Zeitungs- und Zeitschriftentiteln gibt es hier Getränke, Zigaretten, Lottoscheine, Eis, Spiel- und Badesachen. Und heute auch noch Fußballwetten.

Der gewichtige Chef ist ein vielseitiger und sportlicher Mensch: zweiter Vorsitzender der Hertha-Box-Abteilung, seit 15 Jahren Lehrer im Anti-Terror-Nahkampf, dazu Träger der Wedding-Medaille für großes Bürgerengagement. Der 59-Jährige organisiert Rentnerfahrten durch Berlin, unterstützt mit einer Tombola kranke Kinder, bietet dem ganzen Kiez ein großes Silvesterfeuerwerk und ist stolz auf eine Urkunde als Bürgerdeputierter. „Wenn man etwas verändern will, muss man etwas machen“, ist Wolfgang Lukowiaks Devise. Sein Spieltipp: 3:0 für Polen, „weil die größer sind als die Koreaner.“

Als das Match Südkorea gegen Polen beginnt, sind Zuschauer noch Mangelware –es ist wohl eine für Weddinger Verhältnisse wenig attraktive WM-Paarung. Viele Kunden hatten aber schon vor dem Beginn des Spiels ihren Tippzettel in die Tagesspiegel-Losbox geworfen. Freundlich animiert wurden sie dazu von Wolfgang Lukowiak: „Da können Se ’ne Uhr jewinnen, und ’nen Kugelschreiber jibt’s gratis.“

Gegenüber im „Bierdeckel“ sitzen die wahren Experten beim Spiel mit Molle und Korn. Hier höret bei Premiere-TV Fußball nimmer auf. Jeder hat seine Philosophie. „Klar doch, dass die Koreaner siegen - is’ ja schließlich eine Art Heimspiel. Die zerreißen sich doch“, sagt einer, der am Ende richtig lag Lo.

Gewinner des Tagesspiegel-Tippspiels sind Bascha Hühns, 13351 Berlin, F. Klähn, 13351 Berlin, Jens Michael Cobau, 13351 Berlin. Die Liste der Verkaufsstellen unserer WM-Ausgabe finden Sie unter www.tagesspiegel.de

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