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Berlin: Weg mit den Polstern

Die Mode von Giorgio Armani gilt als Inbegriff unaufdringlicher Eleganz. Ab Donnerstag ist sie in der Neuen Nationalgalerie zu sehen.

Von Susanna Nieder

Wer Giorgio Armani ist, muss man niemandem mehr erklären. Selbst Menschen, die mit Mode nichts am Hut haben, verbinden mit dem sprichwörtlichen Armani-Anzug Erfolg, Reichtum und lässige Eleganz. Das kann man sympathisch finden oder nicht – Tatsache ist, dass Armani sich seit gut zwanzig Jahren im Olymp der Klassiker hält. Am kommenden Donnerstag wird in der Neuen Nationalgalerie eine Ausstellung eröffnet, die in ähnlicher Form bereits in den Guggenheim-Museen New York und Bilbao zu sehen war, inszeniert vom international umtriebigen Theaterregisseur Robert Wilson.

„Armani versucht man immer im Sortiment zu haben“, sagt Josef Voelk, Geschäftsführer des Quartier 206 in der Friedrichstraße. Im Normalfall sind damit die Linien Armani Collezioni oder Emporio Armani gemeint, die viele gut sortierte Geschäfte führen. Die Pret-à-porter-Kollektion und Vorzeigelinie Armani Black Label dagegen, die kreativste des Modehauses, hat in Berlin nur einer: der Departmentstore im Quartier 206, dessen Fenster ab diesem Montag auf Vorgaben aus Mailand schlicht mit Armani dekoriert sein werden. Black Label gab es hier schon, als das Geschäft für internationales Modedesign 1997 eröffnet wurde und erst recht, seit Josef Voelk 2001 die Leitung übernahm.

Der Österreicher kam direkt von Armani, wo er 14 Jahre lang gearbeitet hatte, zunächst an der Westküste der USA, dann als Geschäftsführer für Deutschland. Jetzt sagt er, er sei nicht mehr so „armanisiert“, dass er aus dem Ärmel schütteln könnte, wann genau der Mailänder Modeschöpfer das „Star dressing“ bei der Oscar-Verleihung einführte – war es 1987 oder 1988? Jedenfalls trat Giorgio Armani, der seit „American Gigolo“ 1980 mit Richard Gere einige Hollywood-Filme ausgestattet hat, den Rummel um die Kleider der Stars los, der mittlerweile fast so wichtig ist wie die Oscar-Verleihung selbst. Armani tragen eher die Intellektuellen unter den Filmgrößen wie Jodie Foster und Robert de Niro. Voelk findet das folgerichtig: „Mit dem charakteristischen Understatement wird die Persönlichkeit nur noch mehr unterstrichen.“

Von wegen bunt

Die typischen Armani-Farben sind gedeckt zwischen Anthrazit, Grüngrau und gebrochenem Weiß, so genannte „non colours“. Bei den Damen gibt es schon mal ein buntes Blumenmuster oder lila-blaue Streifen, aber wer kräftige Farben und auffällige Muster bevorzugt, sollte sich einen anderen Designer suchen. Was Armani geschafft hat und was ihn dauerhaft beliebt macht, ist die Verbindung von Sportlichkeit und Eleganz, die vor ihm keinem so gelungen ist. Das Herrenjackett hat er von den meisten Polstern, Einlagen und Futter befreit, so dass es sich bequem trägt und trotzdem die Form behält. Auch für die Damen entwirft er Mode, die Business- und Freizeitkleidung verbindet.

Schneiderkunst, Schlichtheit und subtile Opulenz – sie machen die Marke für Josef Voelk aus. Er zeigt einen Rock, der so aus flieder- und rauchfarbenem Chiffon und dunkler, in Origamitechnik gefalteter Organza gearbeitet ist, dass er sich wie ein leichter Ballon um die Waden der Trägerin bauscht. „Ein solcher Schnitt, auch die Farb- und Materialkombination setzen jahrelanges Experimentieren voraus, das machen Sie nicht mal schnell in einer Saison.“

Wobei der Begriff „experimentieren“ nicht falsch verstanden werden darf. Armanis Experimente sind minimalistisch. Nicht umsonst fand Gianni Versace, der König der barocken Übertreibung, seinen Kollegen sterbenslangweilig: „Er entwirft ein Kostüm pro Jahr, ich aber tausend.“ Armani ist für Menschen, die Kontinuität, Komfort und Qualität schätzen – und dafür sehr viel Geld ausgeben können.

„Giorgio Armani“ in der Neuen Nationalgalerie, Potsdamer Straße 50 in Tiergarten, 8 Mai bis 13. Juli, dienstags bis freitags 10 – 18 Uhr (donnerstags 10 – 22 Uhr), sonnabends und sonntags 11 – 18 Uhr.

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