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Weihnachten im Knast sieht zwar von außen heimelig aus, drinnen herrscht aber eher Frust.

© dpa

Weihnachten im Gefängnis: Die verhassten Feiertage

Frohes Fest? Nicht wirklich. Aber auch hinter Gittern wird Weihnachten gefeiert. Die Vorbereitungen haben begonnen. Rund 100 Gefangene müssen die Feiertage jedoch nicht mehr im Knast verbringen.

Weihnachten darf das Paket in den Knast besonders dick sein: 7,5 Kilogramm, das regelt „§ 33 StVollzG“, Strafvollzugsgesetz. Die anderen beiden Pakete – denn nur drei sind erlaubt – dürfen nur 5 Kilogramm wiegen. Jedes Paket wird kontrolliert, und zwar in Gegenwart des Gefangenen. Kerzen sind erlaubt, Alkohol natürlich nicht. Nicht-Christen dürfen sich das Weihnachtspaket anlässlich des Ramadans oder „eines hohen Feiertages seines Glaube"“ schicken lassen.

Über 4000 Häftlinge bleiben Weihnachten hinter Gittern

Der Blick in das bundeseinheitliche Gesetz zeigt: Weihnachten im Gefängnis ist streng reglementiert. Gut 4000 Männer und 200 Frauen müssen in diesem Jahr das Fest hinter Gittern verbringen. Freude kommt da wenig auf, eher noch mehr Frust, berichten Inhaftierte, die Gefangenenzeitung der JVA Tegel, der „Lichtblick“, schrieb im Vorjahr von „den verhasstesten Feiertagen“. Viele Häftlinge verzichten deshalb auf Adventsgesteck und Weihnachtsdeko, um nicht in Rührseligkeit zu verfallen: „Am liebsten durchschlafen und erst aufwachen im Neuen Jahr“, sagt einer. Der „Lichtblick“ fasst es so zusammen: „Weihnachten ist grausam.“ Ein leitender JVA-Beamter spricht von einer „emotional schwierigen Zeit“.

Kerzen dürfen in den Zellen aufgestellt werden

Dabei ist die Justiz zum Fest der Liebe nach eigener Darstellung besonders großzügig: „Das Aufstellen einer Kerze im Haftraum kann in der Adventszeit gestattet werden“, heißt es. Sprecherin Lisa Jani berichtet, dass es Heiligabend eine „Weihnachtstüte mit Süßigkeiten“ gebe. Ein kürzlich Entlassener sagte am Sonntag, dass es in den 80ern noch Tabak als Geschenk gegeben habe. „Das Essen ist das Geschenk“, heißt es in der Leitung der JVA Tegel. Heiligabend gibt es Bockwurst, am 25. Dezember Gänsekeule und am 26. Wildgulasch.

Wie an jedem Tag im Jahr wird das Essen in Metallbehältern in die einzelnen Stationen gefahren. Viele gehen damit in die Zelle, manche setzen sich ins Treppenhaus, andere in einen Gruppenraum. Ein Festmahl unterm Tannenbaum gibt es in Tegel nicht. Nur in der Jugendstrafanstalt gibt es ein gemeinsames Essen und in der Frauen- JVA eine Feier.

107 Gefangene profitieren von der Weihnachtsamnestie

In der Untersuchungshaft wird das Essen in die Zelle gereicht. 107 Gefangene profitierten in diesem Jahr von der „Weihnachtsamnestie“; die Bedingungen sind sehr streng: Wer in den sechs Wochen um Weihnachten ohnehin entlassen würde, durfte in diesem Jahr bereits am 27. November raus. Von diesem „Gnadenerweis“ gibt es allerdings zahlreiche Ausnahmen, so gilt er nicht für Gewalt- oder Sexualtäter sowie Untersuchungshäftlinge. Ein Knast allerdings macht dicht: Die „Jugendarrestanstalt“ schließt vom 22. Dezember bis zum 2. Januar gänzlich. Die Höchststrafe liegt dort ohnehin bei vier Wochen.

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