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Weihnachtsmesse: Pro & Contra

Sollen die überfüllten Gottesdienste Heiligabend den Kirchensteuerzahlern vorbehalten sein? Ein Pro und ein Contra von Lars von Törne und Fatina Keilani.

PRO:

Die Kirche basiert, wie jede gesellschaftliche Vereinigung, auf einem einfachen Grundprinzip: Geben und Nehmen müssen in ausgewogenem Verhältnis stehen. So wie man von den Leistungen eines Automobilclubs oder einer Sozialversicherung nur dann profitieren kann, wenn man sich auch an deren Kosten beteiligt. So macht es Sinn, dass auch die Leistungen der Kirche in erster Linie denen dienen, die ihrerseits im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Kirche unterstützen. Das gilt besonders dann, wenn es ums Kerngeschäft geht. Das ist bei der Kirche nun mal unter anderem der Gottesdienst anlässlich hoher christlicher Festtage. Es ist nicht einzusehen, wieso am Heiligen Abend plötzlich alle Welt die eigenen, 364 Tage im Jahr schlummernden christlichen Wurzeln wiederentdeckt, in Scharen die Kirchenbänke bevölkert – und manch langjähriges Gemeindemitglied draußen bleibt. Natürlich gibt es auch Dienstleistungen, die sollten sich nicht nur auf Gemeindemitglieder beschränken. Die Sorge für Arme und Hilflose gehört ebenfalls zum Kerngeschäft – ohne Gegenleistung. Arm und hilflos sind diejenigen, die alle Jahre wieder ohne einen Cent zu zahlen am 24. Dezember in die Kirchen strömen, aber nur in den seltensten Fällen. Sie sind Nutznießer einer Leistung, für die sie ihren Beitrag entrichten sollten. Lars von Törne

CONTRA
Der Grundgedanke mag ja richtig sein: Dass vor allem derjenige eine Leistung in Anspruch nehmen soll, der sie auch bezahlt. Und natürlich ärgern sich dann Kirchensteuerzahler, wenn massenhaft Nichtzahler Weihnachten ihnen die Plätze wegnehmen, womöglich noch ganze Sitzreihen mit Jacken blockierend. Trotzdem: So soll es sein. Weihnachten kommen die Leute in Scharen, und wer hätte Einkehr und seelische Erhebung nötiger als die sonst Kirchenfernen? Wann im restlichen Jahr besteht die Chance, dass sie Gefallen finden an dem Ganzen und wiederkommen? Die großen Feste des Kirchenjahrs sind auch große Gelegenheiten – Leute zu begeistern, zu binden, vielleicht treten sie ja auch ein und gehören dann künftig zu den Zahlern. Die Finanzkrise müsste den Markt für Sinnstiftung, für Werte eigentlich kräftig beleben. Die Schlussfolgerung aus übervollen Kirchen zum Fest kann nur heißen: Mehr Weihnachtsmessen abhalten und noch mehr Teilhabe den Glaubensschnorrern schenken. Erholen können sich die Pastoren später. Geldfragen sollten nicht die Rolle spielen, die Gnade Gottes gibt es schließlich auch gratis. Wer aber Geld für ein Argument hält, der wisse: Neben der Kirchensteuer bekommen die Kirchen ein Vielfaches aus öffentlichen Mitteln. Und die zahlen schließlich alle. Fatina Keilani

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