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Mit einer großen Abschiedsfeier wurde die BVG-Chefin am Freitagmittag verabschiedet.

© imago images / Markus Heine

Update

Weil sie Nikutta lieben: So herzlich verabschiedet sich die BVG von ihrer Chefin

Eingeladen war wirklich jeder Busfahrer, jeder Bote – und der Regierende. Doch eine Nachricht trübt die Feierlaune: Die BVG rutscht in die roten Zahlen.

Zehn Jahre später wussten es alle besser. Mit Kommentaren wie „Die Alte hat doch keine Ahnung“ ist Sigrid Nikutta vor neun Jahren in Berlin empfangen worden. Am Freitag fanden alle warme Worte für die scheidende BVG-Chefin, alle Lobeshymnen klangen ehrlich.

Die große Abschiedsparty für die scheidende BVG-Chefin stieg am Freitagnachmittag in Weißensee auf einem Bushof, denn nirgendwo sonst kann die BVG so viel moderne Technik vorführen. Auf dem Betriebshof in der Indira-Gandhi-Straße sind alle Elektrobusse stationiert.

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) hatte sich sogar eine Krawatte im wilden BVG-Design umgebunden. „Man muss sich auch mal was trauen“, lobte Müller die vielen Ideen, die Nikutta in den letzten Jahren umgesetzt habe. „Wir haben einen großartigen Nahverkehr“, lobte Müller, „über den leider viel zu viel gemeckert wird.“

Dass sich die BVG etwas traut, durfte Müller selbst erleben. Der Tagesspiegel twitterte ein Foto von Müllers Krawatte, was sofort diesen Kommentar der BVG-Kampagne zur Folge hatte: „Wenn wir ein Loch in Krawattenform heute irgendwo in einem der Sitze finden, wissen wir ja, an wen wir uns wenden müssen.“

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Zu ihrem Dienstbeginn hatte Nikutta verkündet, sie habe zwei Ziele: Die BVG in die schwarzen Zahlen zu führen und zu einem „hippen“ Unternehmen zu machen. Beides ist ihr geglückt. Seit 2014 schrieb die BVG schwarze Zahlen. Allerdings war es der Personalratsvorsitzende, der auf der Verabschiedung so nebenbei erwähnte, dass die BVG das Jahr 2019 nun mit einem Minus von gut 70 Millionen Euro abschließen werde – der Tarifabschluss im Frühjahr sei die Ursache.

Nikutta wechselt zu DB Cargo

Alle 15.000 Mitarbeiter der BVG waren eingeladen zum Abschied, also wirklich jeder Busfahrer, jeder Bote und jeder Boss. Natürlich kamen nicht alle, da der Betrieb weitergehen musste. Wie berichtet, wechselt die 50-Jährige Sigrid Nikutta zum 1. Januar zur Bahn. Dort übernimmt sie als Vorstand die defizitäre Gütersparte DB Cargo.

Von der Güterbahn war sie im Oktober 2010 auch zur BVG gekommen. Nikutta erzählte die Anekdote, dass der frühere Bahnchef Rüdiger Grube sie eindringlich gewarnt habe vor der BVG: „Machen Sie das nicht!“ Sie machte es doch und zum Dank kamen am Freitag neben Müller auch Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) und – kurz vor Ende der Veranstaltung – auch Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) nach Weißensee.

BVG-intern ist in den vergangenen Jahren oft kritisiert worden, dass Günther an der BVG wenig Interesse habe. So sind in den letzten drei Jahren in ihrer Amtszeit kaum Busspuren neu markiert worden. Nikutta hatte mehrfach gefordert, dass Berliner Busse endlich beschleunigt werden müssten.
Einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für Nikutta gibt es bekanntlich noch nicht, dazu kam der Wechsel zu kurzfristig. Senatorin Pop, die auch Aufsichtsratsvorsitzende der BVG ist, hatte sofort bei Bekanntwerden des Wechsels verkündet, dass sie sich wieder „eine starke und erfahrene Frau“ an der Spitze der BVG wünsche – „angesichts der Vielzahl von männlichen Besetzungen in Spitzenpositionen“. Im neuen Jahr solle „ein geregeltes Besetzungsverfahren“ starten, so Pop.

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