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WEINE des Monats: Mehr als nur schmeichelweich

Die Merlot-Rebe bringt überall auf der Welt schmeichelweiche Alltagsweine, wenn nur der Boden feucht genug ist. Aber zur Weltklasse schafft sie es, abgesehen von Ansätzen in Chile, Südtirol und im Tessin, nur in zwei berühmtem französischen Appellationen: St.

Die Merlot-Rebe bringt überall auf der Welt schmeichelweiche Alltagsweine, wenn nur der Boden feucht genug ist. Aber zur Weltklasse schafft sie es, abgesehen von Ansätzen in Chile, Südtirol und im Tessin, nur in zwei berühmtem französischen Appellationen: St.Emilion und Pomerol. Teuer! Doch die Bedingungen in den angrenzenden Regionen, die unter „Bordeaux superieur“ zusammengefasst werden, sind nicht viel schlechter, und die Qualität dieser Weine wächst mit dem önologischen Wissen. Patrick Carteyron, der Besitzer von Chateau Penin, setzt bei seinem 2010 Chateau Penin Grande Selection Merlot wie die Großen auf Ertragsbegrenzung, Kaltmazeration und gekühlte Vergärung, arbeitet nur jeweils mit einem Drittel neuen Holzes und rückt kantigen Tanninen mit der Mikrooxidation zuleibe. Das Ergebnis ist ein Merlot, der nicht nur wie die meisten seiner Geschwister harmonisch und weich wirkt, sondern auch eine dichte reife Beerenfrucht mitbringt, die nach höheren Weihen schmeckt, es öffnet sich ein Korb mit schwarzen Früchten ... Gut geeignet, das Vorurteil zu widerlegen, guter Bordeaux sei nur was für Spitzenverdiener.

Die Auxerrois-Rebe ist im Elsass, aber auch in Deutschland recht weit verbreitet, verschwindet aber meist in Verschnitten, in denen sie die Säure dämpft und mehr Substanz verleiht. Sie gehört in die Burgunder-Familie, weist Ähnlichkeiten mit Weißburgunder und Chardonnay auf und bringt, gereift, eine Honignote mit, die an reifen Chablis erinnert. Nur wenige Winzer trauen sich an den reinsortigen Ausbau heran; einer von ihnen ist Florian Fauth vom rheinhessischen Seehof, der dort in den letzten Jahren vor allem mit Riesling und Scheurebe einen Bilderbuchaufstieg hingelegt hat. Sein 2012 Auxerrois trocken „Vom Kalkstein“ zeigt das Potenzial der Rebe in den richtigen Händen: Fauth hat versucht, viele dickschalige Klone zu pflanzen, weil diese Beeren besonders viel Extrakt mitbringen, und das spürt man in diesem strohgelben, substanziellen Wein, der in der Nase an grüne und gelbe Früchte erinnert, an Lindenblüten und Kräuter. Im Mund kommt süffiger Pfirsich hinzu, der Kalkboden liefert die prägnante Mineralität, und eine feine Bitternote würzt den Abgang. Ein guter, eigenständiger Wein – und eine Empfehlung für die gesamte Seehof-Kollektion. Bernd Matthies

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