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2006 Noralba Rioja und 2010 Granacha Signargues

© Kai-Uwe Heinrich

Weine des Monats: Zwei wärmende Rote klassischer Herkunft

In jedem Monat empfehlen wir auf der Feinkost-Seite zwei Weine aus dem Berliner Handel. diesmal, dem Wetter angemessen, zwei kräftige Rote aus dem Süden.

Es gibt in Berlin so etwas wie eine Gründergeneration im modernen Weinhandel. Und wenn einer sie vor allen anderen personifiziert, dass ist das Andreas Schiechel, der vor 33 Jahren seinen Laden in der Charlottenburger Danckelmannstraße eröffnet hat, zunächst als Depot der – längst verschwundenen -  „Lagergesellschaft“, dann unter dem auch heute noch gültigen Namen „Vinum“. Er war von Anfang vor allem ein Pionier in Sachen Südfrankreich und hat dort schon vor Jahrzehnten Kontakte zu Winzern geknüpft, die mancher Kollege heute als Neuentdeckung feiert. An diesem individuellen Sortiment mit Schwerpunkten in allen klassischen Anbaugebieten wird sich auch in den kommenden Jahren nichts ändern, obwohl Schiechel sein Geschäft zum Jahresende in die Hände seiner langjährigen Mitarbeiterin Catherina d´Aprile von der Goltz gelegt hat. Wir haben aus diesem Anlass einen Wein ausgesucht, der typisch für „Vinum“ ist und auch zeigt, wie bemerkenswert sich die Winzer der südlichen Rhone in den letzten Jahrzehnten auf Qualität besonnen haben, neuerdings auch, wenn von Genossenschaften die Rede ist. Die Vignerons d´Estezargues in der Nähe von Chateauneuf-du-Pape sind eine solche Genossenschaft, allerdings eine kleine, die nur zehn Mitglieder - und nichts als Qualität im Sinn hat. Dass ihr Roter aus Grenache-noir-Trauben gut spanisch La Granacha  heißt, dürfte eher eine Kuriosität sein, denn dieser wuchtige, körperreiche Wein aus einer einzigen Parzelle ist bestens geeignet, regionales Selbstbewusstsein zu begründen. Es steckt alles drin im 2010 La Granacha Vielles Vignes,  was man von einem solchen Wein erwarten kann, die roten Früchte, Kräuter, Pfeffernoten in der Nase, die hohe, aber nicht plumpe Konzentration am Gaumen. Die Flasche kostet 10,95 Euro bei Vinum, Danckelmannstr. 29 in Charlottenburg.

Die klassischen Rotweine haben in den letzten Jahrzehnten eine tiefgreifende Wandlung durchgemacht. Durch Änderungen im Ausbaustil sind die meisten dieser Anbaugebiete inzwischen in Traditionalisten und Neuerer geschieden , wobei „Neuerer“ meist bedeutet, dass der Winzer einem Geschmacksbild anhängt, das stärker auf Frucht, Opulenz und auch Holzeinfluss hinausläuft. Auch in der Rioja gab es diese Entwicklung mit der Folge, dass sich die Lager wechselweise für „Marmeladenweine“ und „ausgezehrte Leichen“ schmähten. Allerdings haben sich die Gemüter längst beruhigt, die Extreme sind selten geworden, und viele Weingüter mühen sich durchaus, allen Kundenwünschen gerecht zu werden – so wie die Bodega Castillo de Mendoza, die über einige der besten Lagen im Gebiet Rioja Alavesa verfügt. Der von uns diesmal ausgesuchte 2006 Noralba Rioja Crianza geht in die moderne Richtung, allerdings ohne jegliche Übertreibung, und er darf deshalb als Musterbeispiel eines angenehm gereiften Tempranillo gelten  - er besteht zu 100 Prozent aus dieser Rebsorte. Durch die stark kalkhaltigen Böden und die ökologische Produktion hat er ausgeprägten Charakter gewonnen, verwöhnt mit Kirschduft und Anklängen von Lakritz und etwas Eichenholz, elegant, aber ohne übertriebene Kraftentfaltung. Die Flasche kostet 10,50 Euro bei Viniculture in der Grolmanstraße 44-45 in Charlottenburg.   

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