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Weinvorstellung in Kreuzberg: Gérard Depardieus Besuch im Bergmannkiez

Der französische Schauspieler Gérard Depardieu ist auch Winzer. Im Bergmannkiez stellte er seine Weine vor.

Gérard Depardieu ist gerade auf Diät – und erkennbar ganz am Anfang. Er wuchtet seine beachtliche Leibesfülle also vorsichtig auf den Stuhl, lässt die Lesebrille von oben auf die Nase rutschen und kontrolliert dann, ob es sich bei der Flasche, die vor ihm steht, auch um die richtige handelt. Dann lässt er sich einschenken, versenkt die knubbelige Nase tief im Glas: alles in Ordnung.

Nicht der Schauspieler, sondern der Winzer Depardieu ist hier in der Halle des Weinhändlers Rolf Paasburg im Kreuzberger Bergmannkiez zu Gast. „Ich habe 250 Filme gedreht und mache seit 25 Jahren Wein“, sagt er, „und wichtiger als alle Auszeichnungen ist mir, wenn die Leute meine Filme mögen und wenn ihnen mein Wein schmeckt“.

In diesem Fall handelt es sich um einen Schaumwein, der gerade noch rechtzeitig zu den Feiertagen auf den deutschen Markt kommt. Kein Machwerk eines genialen Dilettanten, sondern ein professionelles Produkt hoher Qualität, dafür steht Patrice Monmousseau, der Chef und Chef-Weinmacher der Firma Bouvet-Ladubay. Er ist gleich mitgekommen, denn Depardieu und er sind nicht nur Freunde und Nachbarn, sondern sie haben auch persönlich die Grundweine für den „Taille Princesse“, Depardieus ersten Rosé-Sekt, zusammengestellt. „Am liebsten wäre mir“, sagt Monmousseau, „wir könnten alle Cuvées zusammen komponieren.“ Dafür revanchiert sich der Mime mit einem lobenden „C’est mon bijou“, „er ist mein Schmuckstück“ – Ende eines etwas komplizierten Gedankengangs, der mit der Erklärung des Namens „Taille Princesse“ begonnen hatte. Denn Depardieus Großmutter war Diamantenschleiferin, der Begriff steht für einen bestimmten, besonders aufwendigen Schliff mit 67 Facetten, und er soll nun auch die zweifellos beachtliche Präzision und Klarheit des Schaumweins hervorheben.

Depardieu betont, der Inhalt der vorerst 17 000 Flaschen sei komplett auf seinem Weingut „Château de Tigné“ in der Region Anjou an der Loire gewachsen. die Rebsorten sind Pinot Noir, also Spätburgunder, und Cabernet franc – eine ungewöhnliche Kombination, die dem fertigen Getränk mehr Ausdruck und Tiefe verleiht, als das mit den Rebsorten der nahen Champagne möglich gewesen wäre. Alles „artisanal“, beteuert er, alles handwerkliche Arbeit, denn: „Der Mensch ist kein Mülleimer für Nahrungsmittel, er soll sich mit dem Essen und Trinken etwas Gutes tun.“

Beiläufig lässt Depardieu durchblicken, dass er sich keineswegs auf die Rolle des winzernden Schauspielers und Restaurantbetreibers beschränkt. Die Liste der Regionen, in denen er tätig ist, endet nicht an den französischen Grenzen, er nennt Ungarn, Argentinien, Kasachstan. Und am meisten Spaß macht es ihm, zu Hause an der Loire neue Reben auszuprobieren, die es dort bislang nicht gegeben hat, Merlot, Malbec, Carmenère, das funktioniere alles „trés,trés,trés bien“.

Und auch für die deutsche Kundschaft hat er ein paar warme Worte mitgebracht – die ist wichtig vor allem für Bouvet-Ladubay, dessen wichtigster Exportmarkt Deutschland ist. Er rühmt die große Neugier der deutschen Weintrinker, die sich nicht auf große Namen beschränke, sondern von Entdeckungslust in allen französischen Regionen geprägt sei. Bouvet-Ladubay hat seine wirtschaftliche Basis sogar noch weiter entfernt gefunden: Das Sekthaus gehört nach vielen Wechseln seit 2006 der indischen Gruppe United Breweries, dem weltweit drittgrößten Hersteller von Spirituosen und Bier, und es erzeugt mehr als fünf Millionen Flaschen pro Jahr. In diesem Produktionsvolumen ist Depardieus „Taille Princesse“ tatsächlich nur ein kleines Bijou.

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