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Berlin: Weißwurst-Amigos

Bayerns Vertretung in Berlin hat ein Problem mit abgezweigten Lebensmitteln

Von Sabine Beikler

Was braucht der Bayer zum Maibock-Anstich oder zum parlamentarischen Schafskopfen für einen guten Zweck in seiner weiß-blauen Landesvertretung? Weißbier, Weißwürstl, süßen Senf, Brezn und an guadn Leberkäs. Doch jetzt stößt die in Polit- und Society-Kreisen viel gelobte Darreichung bayerischer Schmankerln bitter auf: Die Landesvertretung hat bei internen Kontrollen „Unregelmäßigkeiten bei Lebensmittellieferungen“ festgestellt und die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Die ermittelt nun gegen zwei ehemalige Köche, zwei hochrangige Mitarbeiter und einen Fleischlieferanten wegen Verdachts der Untreue. „Es gibt einen Anfangsverdacht“, sagte Michael Grunwald, der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Die Männer sollen demnach auf Kosten der bayerischen Landesvertretung Weißwürstl, Leberkäs und andere süddeutsche Landeskost bestellt haben. Aber nur ein Teil der Lebensmittel soll tatsächlich in der Küche der Vertretung angekommen sein: Viele Paare Würstl könnten ganz woanders verzehrt worden sein, obwohl sie von den Bayern bereits bezahlt worden waren. So lautet der Anfangsverdacht. Wie hoch der Schaden sein könnte, konnte Grunwald nicht sagen.

Auch der Sprecher der Landesvertretung, Manfred Frühauf, weiß das nicht. „Es gibt eine Differenz zwischen Einkaufspreis und Verzehrkosten“, sagte Frühauf lediglich. Man habe sich bereits „im gegenseitigen Einvernehmen“ von den beiden Köchen getrennt. Dass gegen einen Ministerialdirigenten und gegen den Chef des Inneren Dienstes auch ermittelt wird, wollte Frühauf nicht bewerten. „Öffentliche Vorverurteilungen“ seien weder angebracht noch gerechtfertigt. „Die beiden Herren sind im Dienst“, sagte Frühauf. Am Donnerstag hatte die Staatsanwaltschaft bereits mehrere Wohnungen durchsucht. Ergebnisse liegen laut Grunwald noch nicht vor.

Die Landesvertretung drängt auf eine rasche Aufklärung und weist einen möglichen Generalverdacht weit von sich. „Das hat mit der Arbeitsqualität der Landesvertretung absolut nichts zu tun“, sagte Frühauf. Auch nach einer möglichen „Weißwurst-Affäre“ wollen die Bayern die Qualität ihrer Gästebewirtung nicht herunterschrauben.

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