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Berlin: Weißwurst und Senf von Wowereit

Der Regierende zu Gast bei der Münchner SPD

Es ist drei Minuten nach 11 Uhr, als Klaus Wowereit das erste Bier in die Hand gedrückt wird. Routiniert stemmt er das halbe Helle für die Fotografen, als Ehrengast des traditionellen Dreikönigstreffens der Münchner SPD kann er sich gewissen bayerischen Ritualen nicht entziehen. Wowereit und sein Freund werden mehr als freundlich im Hofbräukeller begrüßt, obwohl Jörn Kubicki weitgehend unbekannt ist: „Ist das sein Lebensgefährte?“, raunt eine ältere Frau, „das ist ja so ein Verhungerter.“

Mehr Applaus als Wowereit erhält beim Einmarsch nur Hans-Jochen Vogel, der erst Rathauschef in München und dann in Berlin war. An die langen Tische im Saal sollen rund 500 Leute passen, Kellner schleppen hektisch noch mehr Stühle herbei. Doch auch das reicht nicht, viele Besucher müssen stehen.

Wer einen Sitzplatz bekommen hat, macht es sich bei Bier, Brezen und Weißwurst gemütlich. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude wendet sich direkt an Wowereit: „Der Bürgermeister der heimlichen Hauptstadt grüßt den Bürgermeister der unheimlichen Hauptstadt.“ So ganz geheuer scheinen diese rot-roten Preußen selbst Ude nicht zu sein.

Als Wowereit spricht, servieren Kellnerinnen (im Dirndl) gerade Weißwursttöpfe und dann Teller mit Schweinekrustenbraten (in Dunkelbiersauce). Doch der SPD-Mann kann die Aufmerksamkeit auf sich lenken – indem er erst über Siemens wettert (Johlen und Klatschen im Saal), über frühkindliche Erziehung und würdevolles Altern (Applaus) spricht und anschließend Stoiber-Witze reißt (Bravorufe). Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts streift er nur am Rande, Berlin wolle nun weiter hart arbeiten, um „reich zu werden und sexy zu bleiben“.

Das Lob für Wowereits Auftritt ist anschließend einhellig. Viele Vorurteile – „große Klappe und arrogant“ – haben sich nicht bestätigt. Nicht einmal der Versuch, Bayern für Berlin bluten zu lassen, wird ihm übel genommen. „Berlin kann nicht alles alleine erwirtschaften“, sagt ein Rentner. Wowereit schreibt noch Autogramme, für Fotos mit ihm stehen die Münchner Schlange.

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