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Berlin: Weitgereiste Stelzenläufer und perfekte Hüftschwünge

Von gut platzierten Gästen, brandenburgischen Premieren und vermeintlichen Polynesiern

Der Unfall auf dem Straßenfest hat auch Auswirkungen auf den Umzug. Die Jury hat im Wettbewerb der schönsten Gruppen zwar entschieden, prämiert wurden die Preisträger allerdings noch nicht. „Wir glauben, dass an so einem Tag auch die Gruppen sich nicht über eine Auszeichnung freuen können“, erklärte dazu Organisatorin Anett Szabó. Wann die Ehrung nachgeholt wird, steht noch nicht fest.

Klaus Wowereit saß genauso wie im letzten Jahr wieder auf der Zuschauertribüne für die Ehrengäste. Auf den Zuschauerbänken gegenüber: Mieter der Wohnungsbaugesellschaft GSG, die von ihrem Vermieter eingeladen worden waren.

Besonders weit hatten es die Musiker vom „Smooth Caribbean Express“, die eigens aus Aruba angereist kamen. Aber auch die Stelzenläufer der Gruppe „Novissi“ haben die lange Reise nicht gescheut – sie kamen aus Togo herbeigejettet.

Nahe dran und erstmals dabei: der wendische Kulturverein Pónaschemu aus Cottbus. Sie tanzten in ihren traditionellen Trachten, die für viele Kreuzberger Augen und Ohren genauso exotisch waren wie die Trommler aus Westafrika.

Als eine der buntesten Gruppen waren die Brasilianer von Sapucaiu no Samba unterwegs: Die große Fußgruppe inklusive Stelzenläufer schillerte in allen leuchtenden Farben von Neonrot bis Neongrün. Damit das politisch nicht als eine Aussage in eine bestimmte Richtung gewertet werden kann, gab es auch noch ein bisschen Neongelb.

Die größte Figur trugen die „Chilenen für MapucheIndianer“: Auf fünf Meter brachte es die Schamanin, die die Gruppe anführte.

„Kölner übernehmen den Berliner Karneval“ titelte der Kölner „Express“ – und hat ein wenig übertrieben. Denn die Abordnung aus der Domstadt war dafür noch ein bisschen klein. Die Gruppe „Kölsch Jemölsch“, Hochdeutsch: das Kölner Gemisch, kam in Kostümen mit Lokalkolorit: von Tünnes und Schääl bis Trude Herr. Nächstes Mal kommen die Kölner mit mehr Macht.

Polynesische Träume tanzte eine Gruppe Südsee-Damen auf der Straße herbei – ihre sie begleitenden Herren trugen ebenfalls Südsee-Kostüme, kamen jedoch allesamt aus Europa. Aber den Hüftschwung, den haben sie auch raus. Und wie man nach Art der Maori (neuseeländische Ureinwohner) die Zunge rausstreckt. Zur Begrüßung, und um Gegner zu beeindrucken

Kein Karneval ohne die bunten Figuren der Kung-Fu-Academy aus der Gneisenaustraße. Die an Löwen erinnernden Fantasiemonster bekommen immer einen garantierten Extra-Applaus – auch, weil die Tänzer, die darunter stecken, so sportliche Höchstleistungen absolvieren.

Weniger große Festwagen und weniger Deko beim achten Karneval der Kulturen – das fiel auf. Es liegt wohl daran, dass viele Gruppen sich den Aufwand nicht mehr leisten können. Die Veranstalter wünschen sich, die Gruppen irgendwann mit Geld unterstützen zu können. Doch derzeit schaffen sie es gerade, den eigenen Etat zu deckeln. oew

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