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Berlin: Welcome

Von Christian van Lessen Wer heute bei einem Bezirksamt anruft, hat mit allergrößter Wahrscheinlichkeit Pech. Es sei denn, ein fleißiger Beamter in Telefonnähe leistet sonntags Überstunden.

Von Christian van Lessen

Wer heute bei einem Bezirksamt anruft, hat mit allergrößter Wahrscheinlichkeit Pech. Es sei denn, ein fleißiger Beamter in Telefonnähe leistet sonntags Überstunden. Wer aber morgen oder sonstwann anruft, kann auch Pech haben. Dann ist vielleicht ein Pförtner am Apparat und sagt, dass alle Zuständigen gerade aus dem Haus sind oder Pause haben oder sonstwie lang- und mittelfristig völlig unzugänglich sind.

Oder die Telefonzentrale ist überlastet, dann laufen Ansagen vom Band. Freundliche Frauenstimmen erklären, dass alle Leitungen besetzt sind und dass man ein wenig Geduld haben müsse. Die lange Zeit in der Warteschleife belaste leider die Telefonrechnung des Anrufers. Spätestens dann legen die meisten auf, was wiederum ein Segen ist, weil sonst alles dauerhaft verstopft bliebe.

Aber es gibt Momente, da verbietet sich das schnelle Auflegen. Weil das, was zu hören ist, so merkwürdig reizvoll, geradezu exotisch klingt. Etwa, wenn eine Frauenstimme vom Band „welcome to the Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf“ flötet und englisch verspricht, „as soon as possible“ zu verbinden, wenn die Leitungen wieder frei sind. Allein dieses „welcome to the Bezirksamt“ ist ein phonetischer Hochgenuss.

Wenn es wirklich eines Beweises bedurft hätte, hier ist er. Berlin wird internationaler, bis in Bezirksbehörden hinein. Noch sind traurige Ausnahmen die Regel. In Kreuzberg-Friedrichshain beispielsweise will die Warteschleife auch nach längerem Abhören partout nicht Türkisch sprechen.

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