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Und das ist der Neue: Der 48-jährige Internetunternehmer Patrik Heinrichs.

© privat

Weltreise mit Motorpanne: Heidi Hetzer gibt jetzt extra Gas

Motor kaputt, Beifahrer weg. Eigentlich wollte sie längst hinter Wien sein, doch bereits vor Dresden kamen für die Weltreisende die ersten Probleme.

In der Werkstatt von Timo Gottschalk wurde am Mittwoch bis spät in die Nacht geschraubt. In seinem Betrieb im brandenburgischen Rheinsberg standen zwei mehr als 80 Jahre alte Hudsons und eine aufgescheuchte Rallyefahrerin, die zu dieser Zeit schon längst am ersten Etappenziel bei ihren Freunden in Wien sein wollte. Stattdessen wurde sie einfach ausgebremst vom kaputten Motor ihres Oldtimers. zum Glück hat Heidi Hetzer, 77, seit Sonntag auf Weltumrundungstour, den gleichen alten Hudson noch ein zweites Mal – als Ersatzteillager.

Und so konnte „Hudo II“ seinem Vetter „Hudo I“ eine neues Herz spendieren. Das war jedoch schwierig. Für die Operation mussten neue Schrauben aus England per Eilsendung eingeflogen werden. „Ich fühle mich wie eine Pressluftflasche, die explodiert“, erzählt Heidi Hetzer am Donnerstagmittag, kurz vor ihrem Neustart. Sie habe es eilig, müsse jeden Moment losfahren. Während diese Zeilen in Druck gegangen sind, wollte sie in Prag angekommen sein. Es habe sich viel in ihr aufgestaut, sagt sie, die vergangenen zwei Wochen empfand sie als „unerträglich“: Das ewige Hin und Her mit dem Auto, das nicht rund laufen will, der Papierkram vor der Abreise und der Ärger um die Visa für Länder wie Iran, Russland oder China, die auf ihrer Reiseroute stehen, die jener der legendären Rallyefahrerin Clärenore Stinnes nachempfunden ist.

Startschwierigkeiten auf der A13

Bei der weiten Reise der Heidi Hetzer geht es offenbar auch um das Besiegen von Widrigkeiten. Schon der Starttermin musste wegen des kurzfristigen Absprungs des Beifahrers auf den vergangenen Sonntag verschoben werden. An diesem Tag konnte man die Berlinerin dann tatsächlich winkend in ihrem blauen Traumauto beim Losfahren beobachten, mit dem 25 Jahre jungen Filmer Jordane Schönfelder als Copiloten.

Zunächst sollte es nach Wien gehen, dann nach Belgrad, und dann um der Rest der Welt. Doch es wurde schnell ungewöhlich ruhig um die sonst so quirlige Rallyefahrerin, auch ihre Internetseite www.heidi-um-die-welt.com wurde nicht mehr aktualisiert. Wo steckte Heidi Hetzer? Am Mittoch erreichte der Tagesspiegel sie dann aufgekratzt am Telefon. Alles sei furchtbar, das Auto führe nicht, und der Mitfahrer, das „Sensibelchen“, sei ihr auch noch davon gelaufen. Noch vor Dresden auf der A13 habe sie in die Werkstatt umkehren müssen, da der Motor ein merkwürdiges Pfeifen von sich gebe. „Das ärgert mich wahnsinnig, schließlich war der Motor eine teure Spezialanfertigung, für die ich sehr viel Geld bezahlt habe.“

Ein nervenschwacher Beifahrer

Offenbar war Hetzer so verärgert, dass sich zwischen ihr und dem Beifahrer ein Zwist entwickelte, der darin endete, dass Hetzer ihren Partner in der Provinz an den Bahnhof brachte, zum Zug zurück nach Berlin. „Ich hätte es wissen sollen“, kommentiert Hetzer nun. „Jordane ist ein sehr feiner und nachdenklicher Kerl, aber wohl zu ängstlich für eine Weltumrundung.“ Bereits bei einfachen Überholmanövern hätte der Beifahrer Warnlaute ausgestoßen und alle 15 Minuten zur Zigarettenpause anhalten wollen. „Es ging alles so schnell. Nun stehe ich hier und bin gestrandet in diesem Nest“, klagte Hetzer kurz nach der Trennung in Brandenburg. Sie wolle zunächst einmal in Ruhe gelassen werden und werde sich melden, sobald sie wieder fahren könne. Am nächsten Tag hat sich Hetzer schon wieder gefangen.

Alleine bis nach Istanbul

Am Donnerstagmittag ruft sie in der Tagesspiegel-Redaktion an. „Ich fahre wieder!“ Und die Sorgen? Wie weggewischt. Das Auto laufe wieder gut und ein neuer Mitfahrer habe sich auch schon gefunden. „Er ist perfekt für eine Weltreise: 99 Kilo Muskelmasse und keine sozialen Bindungen zuHause“, schwärmt Hetzer von ihrem neuen Begleiter. Der Berliner IT-Unternehmer Patrik Heinrichs, 48, ist bereits der dritte Mann, der antritt, es mit ihrem Tempo aufnehmen zu können. Allerdings wird Hetzer die ersten 2300 Kilometer bis Istanbul nun alleine fahren müssen, da Heinrichs noch verhindert ist. „Der muss sich jetzt um seine Abreise kümmern, seine Wohnung auflösen und die Visa besorgen“, berichtet Hetzer. Hinzu komme, dass er ab kommenden Samstag bei der Weltmeisterschaft für Offshore-Yachtensegeln in Kiel teilnehmen wird. „Ich kann ja jetzt nicht warten, bis der kommt“, sagt Hetzer. „Schließlich muss ich meinen Hudson durch Sibirien kriegen, da muss ich vor dem Wintereinbruch ankommen.“ Also wird der neue Mann der älteren Frau hinterherfliegen, um dann in Istanbul zuzusteigen. Vielleicht kommt sie bis dahin nun schneller voran.

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