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Berlin: "Wenig kundenfreundlich und erfolgreich"

BERLIN .Staatssekretär Peter Haupt (SPD) aus der Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen hat gestern davor gewarnt, das schlechte Abschneiden des Arbeitsamts Berlin Südwest in einem Test der Stiftung Warentest zu bagatellisieren.

BERLIN .Staatssekretär Peter Haupt (SPD) aus der Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen hat gestern davor gewarnt, das schlechte Abschneiden des Arbeitsamts Berlin Südwest in einem Test der Stiftung Warentest zu bagatellisieren.Das Arbeitsamt Südwest ist für Kreuzberg, Schöneberg, Steglitz, Wilmersdorf und Zehlendorf zuständig.Dem Amt war bescheinigt worden, es arbeite im Vergleich zu Arbeitsämtern in Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bayern und im Saarland deutlich weniger kundenfreundlich und erfolgreich.

Als Devise für die künftige Arbeit in den Arbeitsämtern nannte Peter Haupt "mehr Kundenorientierung".Der SPD-Politiker, der Mitglied im Verwaltungsrat der Bundesanstalt für Arbeit und im Verwaltungsausschuß des Landesarbeitsamts ist, forderte die Ämter auf, sich enger an den örtlichen Gegebenheiten zu orientieren.In Gebieten mit hoher Jugendarbeitslosigkeit seien andere Methoden gefragt als in solchen mit einem hohen Anteil älterer Langzeitarbeitsloser.Gleichzeitig nahm Haupt die Mitarbeiter der Berliner Arbeitsämter in Schutz.Nirgendwo konzentrierten sich die Probleme derartig wie in Deutschlands größtem Ballungsraum.Stichwort Schwarzarbeit: Aus den Leistungsabteilungen der Arbeitsämter seien Mitarbeiter für Kontrollen abgezogen worden.Außerdem könne die Behörde Stellen vermitteln, aber nicht schaffen."Das Arbeitsamt ist der Prellbock zwischen Arbeitslosen und der Wirtschaft", sagte Haupt.Zur Zeit des Tests hat es laut Stiftung Warentest 54 400 Arbeitssuchende gegeben, aber nur 1700 offene Stellen.Haupts Vorschlag zur Kundenfreundlichkeit: In den Ämtern sollten Briefkästen für Beschwerden der Arbeitslosen angebracht werden.

Norbert Grabitz, der Direktor des Arbeitsamts Südwest, bezeichnete von der Stiftung Warentest veröffentlichten Zahlen gestern als "Ergebnis einer extremen Ausnahmesituation".Die Zahlen seien am 26.Februar 1998 erhoben worden, als die Winterarbeitslosigkeit mit 58 000 Arbeitslosen auf dem Höhepunkt stand.Da die Stiftung Warentest die Ergebnisse erst jetzt veröffentlichte, entstehe ein falscher Eindruck.Zudem sei die Untersuchung pauschal angelegt gewesen und habe die örtlichen Besonderheiten vernachlässigt.In Kreuzberg gebe es 31 Prozent Arbeitslose, 36 Prozent der Arbeitslosen seien Ausländer, ebenfalls 36 Prozent seien Langzeitarbeitslose.Zum Vergleich: In Zehlendorf wurden zehn Prozent Arbeitslose ermittelt.Zur Zeit des Tests habe zudem die Schulung der Mitarbeiter auf das neue Recht auf dem Programm gestanden."Wir waren in einer Situation extremer Überlastung", verteidigt Grabitz sein Amt.

Die Stiftung Warentest hatte im Rahmen eines Tests von Arbeitsämtern in Berlin, Chemnitz, Dortmund, Frankfurt / Main, Halberstadt, Hannover, Heilbronn, Kiel, München, Nürnberg und Saarbrücken die Verhältnisse im Bereich des Berliner Arbeitsamts Südwest kritisiert."Das Verhältnis von Arbeitsvermittlern zu Arbeitslosen ist in Berlin eines der ungünstigsten im Test", schreiben die Autoren der Studie.Jeder Vermittler müsse sich rechnerisch um 700 Arbeitslose kümmern.Zum Vergleich: In München sind es 460, in Nürnberg 530, in Saarbrücken 590, in Frankfurt 650, in Chemnitz 510.Nur Dortmund liegt mit 870 Arbeitslosen pro Vermittler vor Berlin.

Stiftung Warentest fand zudem heraus, daß eine hohe Arbeitslosenquote wie beispielsweise in Halberstadt (23 Prozent, Berlin Südwest: 17 Prozent) nicht zwangsläufig Unzufriedenheit bei den Arbeitslosen nach sich ziehen muß.Das Arbeitsamt Halberstadt erhielt durchgehend gute Bewertungen, was Freundlichkeit, Engagement, Information und Geduld betrifft.Ein Wunder ist das nicht, denn in Halberstadt wird derzeit das Konzept "Arbeitsamt 200" ausprobiert.Dabei steht Teamarbeit im Vordergrund, Arbeitsvermittlung und Leistungsabteilung sind nicht mehr getrennt.

MICHAEL BRUNNER

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