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Berlin: Weniger Betten in den Kliniken

KRANKENHAUSKOSTEN: Schrumpfende Kapazitäten, aber teure Charité

Krankenhäuser sind teuer: Mehr als 60 Milliarden Euro wandern Jahr für Jahr in die deutschen Kliniken – 30 Prozent der Gesamtausgaben des Gesundheitswesens, schätzen Fachleute. Und deshalb beeinflussen diese Kosten die Beitragssätze der Krankenkassen und damit die Lohnnebenkosten ganz wesentlich – besonders in Berlin. Kein Wunder also, dass die Wirtschaft die Entwicklung der Klinikkapazitäten in der Stadt sehr genau beobachtet.

Tatsächlich sinkt die Zahl der Berliner Klinikbetten seit 1991 kontinuierlich. Im Jahr 2003 gab es 413 vollstationäre Betten weniger als im Vorjahr, teilte das Statistische Landesamt jetzt mit. Damit sank die Bettenzahl in den derzeit 69 Kliniken der Stadt auf knapp 21 000 – vor zwölf Jahren waren es noch fast 40 000 Betten in 110 Krankenhäusern. Statistisch gesehen kamen im Jahr 2003 auf 10 000 Einwohner 62 Betten. Im Jahr davor waren es noch 63. Noch eine Zahl: Die Kranken blieben kürzer in der Klinik. Während die Patienten im Jahr 1991 durchschnittlich 20 Tage im Krankenhaus lagen, blieben sie im Jahr 2003 durchschnittlich nur noch neun Tage auf Station.

Und dieser Kapazitätsabbau wird sich fortsetzen, vor allem durch die ab 2005 geltende neue Abrechnungsgrundlage, nach der Kliniken nicht mehr pro Liegetag des Patienten bezahlt werden, sondern jeweils pauschal für die behandelte Krankheit. Schon jetzt ist Berlin nur noch durchschnittlich mit Klinikbetten versorgt.

Trotzdem sind in Berlin die Klinikkosten immer noch vergleichsweise hoch. Der Grund: Es gibt in der Stadt überdurschnittlich viele Betten in der besonders teuren Hochleistungsmedizin und das vor allem in der Charité. Deshalb fordert inzwischen auch die Berliner Wirtschaft, weiter Kapazitäten in dem auf vier Standorte verteilten Universitätsklinikum abzubauen.

Die Charité plant, bis 2005 380 Betten ihrer derzeit rund 3500 Betten abzubauen. Zu wenig, heißt es in einem Thesenpapier des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI). Darin fordert der Verein eine Reduzierung der Charité-Betten auf 1850, damit über eine Reduzierung der Gesundheitskosten „auch die Lohnnebenkosten sinken können“. Durchschnittserkrankungen dürften nicht mehr kostenintensiv in der Charité behandelt werden. Rund 100 Millionen Euro könnten so gespart werden, rechnet der VBKI vor. I.B.

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