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Berlin: Weniger Brände, mehr Verletzte

Das neue Jahr begann ohne größere Vorfälle, auch weil der Schnee viele feuergefährliche Böller löschte

Eine ausgebrannte Wohnung durch einen auf den Balkon geworfenen Böller – das war schon der spektakulärste Fall für Feuerwehr und Polizei an diesem Jahreswechsel. Großbrände wie in den Vorjahren gab es ebenso wenig wie Fälle von Mord oder Totschlag. „Ein ruhiges Silvester“ bilanzierten deshalb gestern Polizei und Feuerwehr. Die Zahl der Notrufe ging drastisch zurück, bei der Feuerwehr von 2500 im Vorjahr auf 1500, bei der Polizei von 2000 auf 1700. Eine plausible Erklärung gibt es dafür nicht. Die Feuerwehr lobte den nassen Schnee, der viele brandgefährliche Böller gelöscht habe, die Polizei lobte ganz allgemein die Vernunft der Menschen.

Insbesondere galt dies bei der angeblich größten Silvesterfeier der Welt am Brandenburger Tor. „Richtig Klasse“ sei das Fest gewesen, lobte Polizeieinsatzleiter Klaus Keese, „fröhlich und ohne Aggressionen“. Bis zu einer Million Menschen seien gekommen, gerade einmal 43 kamen vorübergehend unter Arrest – vergleichsweise wenig angesichts des vielen Alkohols. Ein Mann konnte nach einer massiven Alkoholvergiftung gerade noch von Ärzten wiederbelebt werden. Keine einzige Rakete sei „privat“ an der Straße des 17. Juni abgefeuert worden, das Böllerverbot sei vollständig befolgt worden, auch dank intensiver Rucksackprüfung an den Kontrollstellen. Mit Wunderkerzen wurden die letzten Minuten des Jahres gefeiert, bis dann das zwölfminütige Feuerwerk an der Siegessäule begann. Die ersten Menschen waren schon am frühen Nachmittag auf die zwei Feier-Kilometer zwischen Großem Stern und Brandenburger Tor gekommen.

Nach Einschätzung der Pyrotechnik-Branche wurde diesmal zum Jahreswechsel etwa so viel Feuerwerk verkauft wie vor einem Jahr. „Die Nachfrage war groß, die Umsätze etwa gleich“, sagt Verkaufsleiter Marco Finessi von Berlins größtem Pyrotechnik-Importeur „Pyro- Partner“. In den Läden zogen die Kontrolleure der Polizei dann eine wenig erfreuliche Bilanz: Gut 30 Tonnen illegale oder falsch gelagerte Feuerwerkskörper stellte die Polizei sicher, diese Riesenmenge ist in den drei Tagen vor Silvester beschlagnahmt worden – im Vorjahr waren es sechs Tonnen. Gut 1000 der geschätzt 6000 Verkaufsstellen wurden kontrolliert. Bilanz: Angesichts der hohen Gewinnmargen werde „jegliche Vorsicht außer Acht gelassen.“ Zunehmend seien gefährliche, nicht zugelassene Böller aus China sichergestellt worden, beim Gros der 30 Tonnen war aber die erlaubte Lagermenge überschritten worden. In zwei Wohnungen einer Familie im Märkischen Viertel wurden 78 Schreckschusswaffen, 18 000 Schuss Munition und mehrere hundert Kilo Böller gefunden. Ein unzufriedener Kunde hatte die Polizei auf den schwunghaften Handel hingewiesen. Möglicherweise seien diese spektakulären Funde nur die Spitze des Eisberges, sagte Kriminaloberrätin Gitta Huwe.

41 Menschen, etwas mehr als im Vorjahr , wurden laut Polizei durch Böller verletzt. Abgerissene Finger oder Hände gab es nicht, jedoch erlitten zwei Kinder Verbrennungen zweiten Grades. Die Feuerwehr kündigte an, ihre Aufklärungskampagne im kommenden Jahr fortzusetzen. Mehrfach wurde das neue Jahr verbotenerweise mit Schreckschusspistolen oder scharfen Waffen begrüßt. In der Kreuzberger Adalbertstraße wurde ein Passant von einem scharfen Projektil leicht am Kopf verletzt – offensichtlich hatte ein Unbekannter in die Luft geschossen, das Projektil fiel dann dem Mann auf den Kopf.

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