zum Hauptinhalt

Berlin: Weniger Mitarbeiter, aber mehr Chefs bei der S-Bahn

Unternehmen will 800 Stellen streichen, doch an der Spitze soll es Verstärkung geben. Fahrgäste spüren den Sparkurs schon heute

Von rund 800 Mitarbeitern will sich die S-Bahn in den nächsten Jahren trennen, um Kosten zu sparen. Für neue Stellen an der Spitze des Unternehmens scheint das Geld aber noch zu reichen, denn die S-Bahn soll nach Angaben des Betriebsrats einen weiteren Geschäftsführer erhalten. Statt drei gäbe es dann vier. Ein Bahnsprecher sagte auf Anfrage, zu Personalspekulationen gebe es grundsätzlich keine Stellungnahme.

Der ausgeguckte Kandidat ist dem Vernehmen nach bereits im Haus unterwegs und sucht nach weiteren Einsparungsmöglichkeiten im Unternehmen. Der S-Bahn fehlen seit Abschluss des Verkehrsvertrages mit dem Senat jährlich 26 Millionen Euro, die auf Druck des Senats gestrichen worden sind, mit denen das Unternehmen aber kalkuliert hatte.

Die Fahrgäste spüren die ersten Folgen bereits. So streicht die S-Bahn nach und nach die Zugabfertiger auf den Bahnsteigen. Die Triebwagenführer fertigen ihre Züge dann selbst ab. Nur noch große Umsteigestationen sollen Aufsichtspersonal behalten. 21 solcher „Stammbahnhöfe“ soll es in Zukunft noch geben – bei insgesamt 165 Bahnhöfen.

Außerdem passt die S-Bahn die Länge ihrer Züge „dem Bedarf“ an. Weil auf Außenstrecken weniger Fahrgäste in den Zügen sitzen, fahren auf der Strecke von und nach Königs Wusterhausen bereits nur noch Züge mit sechs statt acht Wagen. Da diese Bahnen im Stadtgebiet aber auf den Ring wechseln, wo viele Kunden einsteigen wollen, sind diese Züge dort jetzt meist rappelvoll. Für die Mitnahme von Fahrrädern reicht der Platz oft sogar gar nicht mehr.

Die S-Bahn stellt auch neuere Züge bereits aufs Abstellgleis oder lässt sie gleich verschrotten. Betroffen davon ist die Baureihe 485 mit ihren rot-anthraziten Bahnen, deren Serienbau in der DDR erst 1989 begonnen hatte. So fehlen auch früher vorhandene Reserven, die zum Beispiel bei einem möglichen Streik bei der BVG eingesetzt werden könnten.

Das Sparprogramm geht so weit, dass die S-Bahn jetzt angeblich darauf verzichtet, ihre mit gelber Lackierung gelieferten Neubauzüge der Baureihe 481 weiter ins traditionelle Rot-Ocker umzulackieren, wie es einst zugesichert war.

Doch dem Eigentümer Bahn AG gehen die Einsparungen nach Tagesspiegel-Informationen immer noch nicht weit genug. Die bei ihrer Gründung 1995 noch weitgehend selbstständige – und wirtschaftlich erfolgreiche – S-Bahn-GmbH soll wieder verstärkt an die Kandare der Zentrale genommen werden. Die S-Bahn ist nun dem Bereich Stadtverkehr zugeordnet, zu dem unter anderem auch die Hamburger S-Bahn sowie 24 Busgesellschaften gehören.

Durch einen Vertreter in der Geschäftsführung der S-Bahn könnte der Mutterkonzern seinen Einfluss vergrößern, heißt es im Unternehmen. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false