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Berlin: Weniger Raver, viel Müll

Als die Raver die nächtliche Party ausklingen ließen, schrillte bei Isabel und Jasmin der Wecker: Von fünf Uhr früh an harkten die Schülerinnen aus Basdorf und Wandlitz am Sonntag den Müll vom Siegessäulenrasen. „Wie kriegen das schon wieder hin hier mit eurem Park, macht euch mal keine Sorgen“, sagt die 17-jährige Jasmin und stützt sich auf ihr Arbeitswerkzeug.

Als die Raver die nächtliche Party ausklingen ließen, schrillte bei Isabel und Jasmin der Wecker: Von fünf Uhr früh an harkten die Schülerinnen aus Basdorf und Wandlitz am Sonntag den Müll vom Siegessäulenrasen. „Wie kriegen das schon wieder hin hier mit eurem Park, macht euch mal keine Sorgen“, sagt die 17-jährige Jasmin und stützt sich auf ihr Arbeitswerkzeug. Die Ferienjobberinnen, aber auch die 580 Mitarbeiter von BSR und Alba mit ihren 260 Fahrzeugen sowie die Kräfte der von der „Planetcom“ beauftragten Reinigungsfirma hatten gut zu tun: Es waren zwar nur gut halb so viele Technotänzer wie vergangenes Jahr gekommen, doch sie hinterließen im Verhältnis dazu mehr Müll: rund 140 Tonnen statt zuletzt 200. Der Drink am Stand war teuer, also hatten offensichtlich mehr Raver ihre Snacks und Getränke selbst mitgebracht. Trotzdem: Dem Tiergarten hatte der Orkan vom Mittwoch mehr zugesetzt, als die Raver dies hätten tun können.

Ortsbesichtigung am Tag danach. „Die Besucher sind diesmal nicht so tief rein in den Park“, sagt Christoph Schaaf, Technischer Leiter für den Großen Tiergarten beim Bezirksamt. Dafür flüchteten viele vor dem Regen in die Büsche – schlecht fürs Grün. Auch bei der Parade 2002 wurden Sträucher niedergetreten, Äste abgebrochen, der Boden festgetrampelt. „Der Orkan hat dem Grün allerdings schon zuvor schwer geschadet“, sagt Schaaf. Ganze Wipfel seien abgeknickt. Noch bis in die Nacht zum Sonnabend hatten Fachleute gesägt, damit niemandem Äste auf den Kopf fallen konnten. Seit es die Love Parade gibt, wurden Schaaf zufolge rund zehn Prozent des Tiergarten-Grüns niedergetrampelt und abgerissen. Und die etwa 1500 Jungbüsche, die dieses Jahr nachzupflanzen waren, gedeihen auch nur schwer.

Beim morgendlichen Gang durch Matsch und Müll macht Schaaf nicht allein die Love Parade für die Schäden verantwortlich. „Auch die anderen 15 Großveranstaltungen setzen dem Park zu. Da nehmen die Leute gern Abkürzungen und hocken sich hintern Busch – wie übrigens auch viele Berliner Taxifahrer.“ Der beißende Geruch, der am Wochenende noch in der Luft hängt, sei in drei Tagen verflogen, sagt Schaaf. Die Freilufttoilette Tiergarten wird mit Rasensprengern bearbeitet, der Regen besorgt den Rest. „Urin ist längst nicht so schädlich für die Pflanzen wie Platttrampeln“, sagt Schaaf. Wer genau hinguckt, entdeckt die Spuren der Raver: Links und rechts des 17. Juni ist vom Falschen Jasmin nur Wurzelwerk übrig. Ligusterhecken sind durchlöchert wie die Netzhemden der Technofans.

„After Party Work“ lautet der stilechte Wortdreher auf dem T-Shirt von BSR-Sprecherin Sabine Thümler. Seit ein Uhr nachts fegten die Männer und Frauen in Orange den Menschenmassen hinterher, so dass Ernst-Reuter-Platz und Unter den Linden schon um sechs Uhr früh für den Verkehr freigegeben werden konnten. Am Nachmittag war auch der Tiergarten wieder für Touristen vorzeigbar.

Die kehrenden Ferienjobberinnen Isabel und Jasmin aus Brandenburg wollen auch 2003 wieder in Berlin dabei sein. „Aber dann machen wir selber bei der Love Parade mit.“ Annette Kögel

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