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Berlin: Wenn der Alkohol einen Mann zum Monster macht

Sein Name klingt nach schottischem Hochland und mit der schwarzen Lederjacke und den Ohrsteckern könnte der schlanke Mann auf der Anklagebank als Sänger einer Hard-Rock-Band durchgehen. Dass der 33-jährige Mike John Mc C.

Sein Name klingt nach schottischem Hochland und mit der schwarzen Lederjacke und den Ohrsteckern könnte der schlanke Mann auf der Anklagebank als Sänger einer Hard-Rock-Band durchgehen. Dass der 33-jährige Mike John Mc C. aus Spandau seit Mittwoch vor dem Landgericht steht, hat mit seiner brennenden Wut zu tun, die sich schon so oft in brutalen Attacken gegen Schwächere entladen hat. "Es ist unter Alkohol passiert", sagt der Angeklagte, der wegen Trunkenheit am Steuer vorbestraft ist und eine Haftstrafe wegen Vergewaltigung abgesessen hat. Seit dem 13. Dezember sitzt er wieder in Untersuchungshaft. Er hat seine Frau mehrmals zusammengeschlagen und mit dem Messer bedroht.

Mike John Mc C. bestreitet die Taten nicht, er versucht sie zu erklären. "Nein, ich habe ihr nicht ins Gesicht getreten. Den kleinen Finger habe ich ihr aus Versehen gebrochen", sagt er und sein nächster Satz löst ein Raunen im Publikum aus: "Wenn ich es absichtlich gemacht hätte, hätte ich ihr den Arm gebrochen oder die Hand zerquetscht." Die Rede ist vom 15. November 1998, als der Angeklagte in der Wohnung seiner Frau ausgerastet ist. "Es war ein Eifersuchtsproblem. Als ich weg war, hatte sie einen Geliebten", sagt der Angeklagte. Doch damit ist die Geschichte nicht zu Ende. Obgleich das Ehepaar getrennt lebt, ist der Beschuldigte im März 1999 wieder in der Wohnung seiner Frau aufgetaucht. Am 1. März kriegt er einen Wutanfall, zertritt eine Tischplatte aus Stein und schlägt seiner Ehefrau mit der flachen Hand gegen die Stirn. Die Steinplatte fällt auf ihren Fuß. Er holt ein Messer aus der Küche, bedroht sie, sticht ihr in den Arm. "Ich werde dich aufschlitzen und ausweiden wie ein Stück Vieh. Du wirst zusehen, wie deine Söhne sterben", brüllt er. Am 3. März findet er einen Anhörungsbogen der Polizei in ihrer Wohnung. "Wenn du mich anzeigst, bringe ich dich um", sagt er und sie verzichtet auf einen Strafantrag. Im April ist er wieder da, fällt auf der Staße über sie her, "weil die Friseuse total ihre Frisur versaut hat" und würgt sie. "Ich habe sie geschüttelt und in den Rinnstein gestoßen", sagt er. Der Vorsitzende Richter Peter Faust will es genauer wissen. "Ja, sie ist mit dem Hinterkopf gegen ihr Auto gefallen, der Rückspiegel brach ab", räumt der Angeklagte ein. Seine Erklärung: "Bei mir reichen geringe Mengen Alkohol, damit mein Charakter ins Negative kippt." Doch Richter Faust weiß, dass bei der Blutkontrolle nur knapp über ein Promille Alkohol festgestellt worden ist. Der Vorsitzende wiegt den Kopf, als wollte er sagen: Das ist kein Quantum, das einen erwachsenen Mann jeder Kontrolle beraubt. Nach dem Angeklagten tritt das Opfer in den Zeugenstand, eine 47-jährige Frau mit traurigem Gesicht, die körperlich schwächere Hälfte des ungleichen Paares. "Er hat sich noch zurückgehalten, sonst wäre ich nicht wieder aufgestanden. Er hat nicht mit voller Kraft zugestochen", sagt sie und verzichtet ansonsten auf jede Ausschmückung. Er habe ständig Drohungen ausgestoßen, aber sie könne sich mit ihren 18 und 13 Jahre alten Söhnen schließlich nicht verkriechen. Trotz Trennung sei ihr Mann immer wieder zurückgekommen. "Er ist durchs Fenster ins Kinderzimmer eingestiegen", sagt sie. Nach einer Pause fährt sie fort: "Ich fühle mich noch immer gefühlsmäßig mit ihm verbunden. Das ist alles eine große Belastung für mich." Ihre Aussage hinterlässt den Eindruck, dass sie ihrem Peiniger verziehen hat.

Bei seinen Anklägern darf Mike John Mc C. indes nicht mit großer Nachsicht rechnen. "Die Gesamtwürdigung des Angeklagten und seiner Taten ergibt, dass er infolge seines Hanges zu erheblichen Straftaten, namentlich zu solchen, durch welche die Opfer seelisch schwer geschädigt werden, gefährlich für die Allgemeinheit ist", haben die Staatsanwälte in die Anklageschrift geschrieben.Fortsetzung am Freitag.

Michael Brunner

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