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Berlin: Wenn Faultiere zu sehr lispeln

Wird einem etwas stibitzt, und nicht nur einmal, bereitet das in der Regel Verdruss. Nicht so, wenn es sich um das Plakat zu einem Film handelt, der erst in einigen Monaten in die Kinos kommt, doch bereits Ansätze zu künftigem Kultcharakter zu entwickeln beginnt.

Wird einem etwas stibitzt, und nicht nur einmal, bereitet das in der Regel Verdruss. Nicht so, wenn es sich um das Plakat zu einem Film handelt, der erst in einigen Monaten in die Kinos kommt, doch bereits Ansätze zu künftigem Kultcharakter zu entwickeln beginnt. Dann wird man im betroffenen Filmverleih ohne Murren den Druckauftrag für Ersatzplakate erteilen - und sich die Hände reiben: Der Film ist offenbar heiß.

Am Anfang war die Nuss. Eine Kostbarkeit in der hereinbrechenden Eiszeit, jeder Nager tut gut daran, sie sorgsam zu verstecken. Doch was tun, wenn der Boden blankes Eis ist? Wenn sich beim Versuch, die vertrackte Nuss ausgerechnet da hineinzuhämmern, Risse auftun, der Gletscher zerbirst, Eiszapfen raketengleich auf die unselige Kreatur, eine glubschäugige Mischung aus Eichhörnchen und Ratte, niedersausen? Wenn Eisschlünde sich plötzlich schließen und Nuss samt Nager zu zerquetschen drohen? Kurz: Wenn wir mitten in "Ice Age" sind.

Mit zwei Trailern wird der neue Trickfilm der Twentieth Century Fox derzeit beworben, auch in den Berliner Kinos sind sie zu sehen, und man darf sagen: Sie machen Lust auf mehr. Noch aber ist nicht mal die US-Premiere gelaufen, und die Synchronisation der deutschen Version beginnt erst Mitte Februar in Berlin, Kinostart ist dann im März. Mit dabei ist einer, der zu seinem Lieblingsfilm ausdrücklich "Disneys König der Möwen" erklärt hat: ein gewisser Herr Waalkes aus Emden in Ostfriesland, besser bekannt als Otto. Nun sollte man vermuten, der Vater des Ottifanten spreche in "Ice Age" ein Mammut, ohne den doch solch ein Eiszeit-Streifen nicht auskommt. Weit gefehlt, dem prähistorischen Dickhäuter Manfred leiht Arne Elsholtz, erfahrener Synchronsprecher unter anderem von Tom Hanks, die Stimme. Und obwohl Otto als seinen Lieblingssänger Tarzan nennt, hat man die Brüllrolle des Säbeltigers Diego nicht ihm, sondern Thomas Fritsch gegeben. Otto ist Sid, das Faultier. Eines, das seinem Namen besondere Ehre macht und zudem ein ziemlich loses Mundwerk hat, trotz seines Sprachfehlers. Jedenfalls lispelt Sid im Original, sein Sprecher John Leguizamo, der Toulouse-Lautrec aus "Moulin Rouge", hat sich das ausgedacht, weil Faultiere Nahrung in den Backen bunkern wie Eichhörnchen. Als Synchronsprecher bringt Otto einige Erfahrung mit: In Disneys "Mulan" war er der Drache Mushu.

"Ice Age", gedreht von Oscar-Preisträger Chris Wedge, wird von den Produzenten als eine Art Road Movie ohne Auto beschrieben. An sich eine ganz alte Geschichte: Ein Mammut, ein Säbeltiger und eben Sid, das Faultier, gabeln ein verlassenes Menschenkind auf und wollen es seinen Eltern zurückbringen, was leider eine nördliche Marschrichtung, der Eiszeit entgegen, erfordert. "Drei Männer und ein Baby" fällt einem da zum Vergleich ein, vielleicht auch John Fords Western "Three Godfathers" oder sogar "Das Dschungelbuch". Traut man der Trailer-Vorschau, könnte "Ice Age" den großen Vorläufern durchaus ebenbürtig sein.

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