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Check-up. Ob Profi oder Freizeitsportler – Achtsamkeit ist wichtig.

© picture alliance / dpa

Wenn Sie viel Sport treiben: Nur mit gesundem Herzen läuft es gut

Junge Leistungssportler, aber auch sportlich ehrgeizige Menschen mittleren Alters sollten regelmäßig ihr Herz untersuchen lassen. Dazu raten Kardiologen.

Bewegen Sie sich, treiben Sie Sport – eine der wichtigsten Empfehlungen, um „Pumpe“ und Kreislauf in Schwung zu halten und einem Herzinfarkt vorzubeugen. Regelmäßig Ausdauer und Kraft zu trainieren, gilt heute als wirksamstes Mittel, sich rundum gesund zu halten. Immer wieder erschüttern uns aber Berichte über fitte Menschen mittleren Alters, die beim Joggen plötzlich sterben, aus heiterem Himmel. Oder von jungen Leistungssportlern, die einen Herzstillstand erleiden. Jüngstes Beispiel ist der belgische Radprofi Daan Myngheer, den dieses Schicksal mit 22 Jahren traf.

Konnte man nicht vorher wissen, dass er ein schwaches Herz hatte? Oder kann das jedem passieren, der als Profi oder in der Freizeit ein wenig intensiver Sport treibt? Natürlich bildet Sport keine Ausnahme von der Regel, dass es im Leben keine absolute Sicherheit gibt. Allerdings kann man sie vergrößern. Daten aus Italien, wo ein EKG schon seit Jahrzehnten zum jährlichen Screening junger, organisierter Leistungssportler gehört, belegen das. Seit 1982 konnte die Rate des plötzlichen Herztods unter Sportlern drastisch gesenkt werden. Deshalb empfiehlt die Europäische Gesellschaft für Kardiologie seit 2005, dass Wettkampfsportler bei einer sportmedizinischen Untersuchung zumindest ein Ruhe-EGK bekommen – und ein ausführliches Gespräch über eventuelle Beschwerden und bestehende Krankheiten. Bei vielen Sportarten schreiben die Verbände eine solche Tauglichkeitsuntersuchung heute vor.

Ein vergrößertes Sportlerherz ist noch kein Grund für Alarm

Beim Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie im April in Mannheim stellte Jürgen Scharhag vom Institut für Sport- und Präventivmedizin der Universität des Saarlandes aber heraus, dass es nicht immer einfach ist, über die Sporttauglichkeit eines Herzens zu urteilen. Menschen, die intensiv Sport treiben, haben oft ein vergrößertes „Sportlerherz“. Die Kammern sind geräumiger, die Wände dicker. Während der Hohlmuskel beim Untrainierten 250 bis 300 Gramm wiegt, kommt mancher Sportler auf ein ganzes Pfund. Er braucht diesen starken Motor mit großem Hubraum, der es ihm ermöglicht, mit einem (Herz-)Schlag bis zu 200 Milliliter Blut aus der Herzkammer auszuwerfen, während es Untrainierte nur auf bis zu 90 Milliliter bringen. Eine sinnvolle Anpassung der Herzen von Läufern, Schwimmern und Skilangläufern. Aber so entsteht oft zu Unrecht der Verdacht, ein Sportler leide an Herzkrankheit. Dass beides sorgsam unterschieden wird, ist für das Leben des einen Sportlers entscheidend und bewahrt den anderen vor übervorsichtiger Disqualifizierung. Alles kommt darauf an, dass Mediziner, die den Check-up machen, über genug Wissen und Erfahrung verfügen. Derzeit erarbeiten Deutsche Gesellschaft für Kardiologie und Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin gemeinsam ein Curriculum für Mediziner, die die Zusatzqualifikation „Sportkardiologie“ erwerben möchten.

Gibt es Probleme, sehen sie bei jungen Leistungssportlern meist anders aus als bei „alten Herren“ (und Damen) – zu denen man schon ab 35 Jahren gehört. Ab dann ist die häufigste Ursache für einen plötzlichen Herztod eine Verengung der Herzkranzgefäße, die zum Herzinfarkt führen kann. Kardiologen fordern, dass bei Leistungssportlern, aber auch bei Menschen, die nach einer Pause wieder mit einem Sportprogramm beginnen möchten, zusätzlich zum EKG in Ruhe auch ein Belastungs-EKG auf dem Fahrrad- oder Laufband gemacht wird. „Wer vorhat, Marathon oder Halbmarathon zu laufen, sollte das immer machen lassen“, sagt Sportmediziner Lars Brechtel, der Leistungs- und Freizeitsportler in der „SMS Sportmedizin Berlin“ untersucht und betreut. Hierzulande bezuschussen einige Krankenkassen diese umfassenderen sportmedizinischen Untersuchungen. Die in Friedenau niedergelassenen Sportmediziner, Internisten und Orthopäden sind Partner des Berlin-Marathon und der SCC Events GmbH, die betreuen auch Mannschafts- und Kadersportler. Die müssen in der Regel ohnehin jährlich eine Tauglichkeitsuntersuchung vorweisen. „Eine kleine Elite“, sagt Brechtel.

Kein Sportarzt kann das eigene Körpergefühl ersetzen

Wenn es bei jungen Sportlern eine Gefahr gibt, geht sie oft von Erkrankungen des Herzmuskels aus, die die Ärzte Kardiomyopathien nennen. Auch eine Anomalie der Herzkranzgefäße oder Probleme mit den Herzklappen machen sich manchmal erst unter extremer Belastung bemerkbar. Wissen die Sportler nichts davon und belasten sie ihr Herz maximal, bringen sie sich in Lebensgefahr. Die Kardiologen empfehlen deshalb, das Herz auch per Ultraschall zu untersuchen. Eine Entzündung des Herzmuskels kann sich allerdings – in jedem Alter – auch als Folge eines banalen Infekts entwickeln. Tückisch: Ein paar Wochen vorher, bei der sportärztlichen Untersuchung, ist davon meist noch nichts zu sehen. Jede Sporttauglichkeits-Untersuchung ist also nur eine Momentaufnahme. „Es ist wichtig, während eines Infekts und in der Zeit danach eine Pause einzulegen und auf Signale wie Schwäche und Unwohlsein zu achten“, mahnt Brechtel. Kein Sportarzt kann das eigene Körpergefühl ersetzen. Man muss nur darauf hören.

In Berlin gibt es zahlreiche Sportangebote für Menschen mit Vorerkrankungen oder zur Prävention. Recherche unter www.gesundheitsberater-berlin.de/praevention/praeventionssuche

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