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Berlin: Wenn Zeugen vor Gericht Angst haben

Betreuungsstelle in Moabit hilft. Gestern war die Justizsenatorin zu Besuch

Das Zimmer ähnelt der Möbelausstellung bei Ikea: helles Holz, ein Sofa, Korbsessel, gedämpftes Licht, an den Wänden Kunst. Hier, in der Zeugenbetreuungsstelle im Kriminalgericht Moabit sollen sich Opfer und Zeugen wohlfühlen – und Hilfe erhalten. Denn viele Zeugen haben Angst vor der Verhandlung: Was soll ich dem Richter sagen? Was passiert, wenn ich dem Täter wieder in die Augen schauen muss?

Dies, sagen die beiden Sozialpädagoginnen Heike Betat und Petra Schwarzer, sind die häufigsten Fragen und Ängste der Betroffenen. Seit 2001 gibt es die Betreuungsstelle, die gestern von Justizsenatorin Karin Schubert besucht wurde. Im vergangenen Jahr wurden 800 Zeugen und Opfer persönlich betreut, mehr als 1200 Mal haben die Sozialpädagoginnen Betroffenen am Telefon weitergeholfen. Wer sich nicht alleine in die Verhandlung traut, wird von ihnen begleitet – im vergangenen Jahr 69 Mal. Die Ängste der Zeugen seien ganz unterschiedlich: Häufig sind die Betroffenen Opfer von häuslicher oder sexueller Gewalt geworden. Manche waren grausamen Misshandlungen ausgesetzt oder mussten solche mitansehen.

Seit Ende 2004 kooperiert die Zeugenbetreuung mit den Vereinen „Wildwasser“ und „Kind im Zentrum“. Diese Organisationen betreuen speziell Kinder und Jugendliche, die Opfer von Sexualstraftaten geworden sind. Die Mitarbeiter der Vereine können den Raum der Zeugenbetreuung nutzen, um mit den Kindern dort vor der Verhandlung zu sprechen und ihnen beizustehen. Wer reden will, kann reden. Und wenn die Kinder spielen wollen, gibt es ebenfalls genug Möglichkeiten. Wobei das Spielzeug wie Flummi, Fingerpuppe und Drahtgebilde sich auch bei den Erwachsenen bewährt haben: „Die arbeiten sich daran genauso ab, weil sie so nervös sind.“

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