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Gedenken in Steglitz. Dirk Bach hätte am Sonnabend im Schlossparktheater in der Premiere des Stücks „Der kleine König Dezember“ spielen sollen.

© dpa

Wer folgt auf Bach?: Traurige Suche im Schlossparktheater

Das Schlossparktheater will am Dienstag einen Nachfolger für den verstorbenen Dirk Bach bestimmen. Die letzten Plakate in der Stadt sollen dann auch verschwinden.

Wer trauert, möchte eigentlich innehalten, wenigstens einen Augenblick. Das Schlossparktheater in Steglitz hat dazu keine Zeit. Dirk Bach ist am Montag vor einer Woche verstorben, vermutlich an Herzversagen. Er hätte neben Matthias Freihof eine der beiden Rollen in der Uraufführung des Stücks „Der kleine König Dezember“ spielen sollen. Wer macht es denn jetzt? Macht es überhaupt jemand? Müssen alle geplanten Vorstellungen bis Weihnachten – es sind fast 30 – abgesagt werden?

Nein, danach sieht es nicht aus, auch wenn das Theater am Montag noch nicht sagen konnte, wer Bachs Rolle übernehmen wird. Tipps, Vorschläge und Anfragen kämen „von allen Ecken und Enden“ rein, sagt Sprecher Harald Lachnit, darunter Schauspielagenturen, aber auch Darsteller selbst, einige davon waren mit Bach befreundet. Konkrete Namen nennt er nicht. Dieter Hallervorden, der Chef des Schlossparktheaters, stand am Montag für seinen neuen Kinofilm „Sein letztes Rennen“ vor der Kamera und konnte deshalb keine Entscheidung treffen. Der Film, in dem es ein alter Marathonläufer noch einmal wissen will, kommt 2013 in die Kinos. Das und eine anstehende Tournee sind übrigens auch der Grund, warum Hallervorden die Rolle nicht selbst übernimmt. Am Dienstag soll der Einspringer feststehen.

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Die körperliche Statur von Dirk Bach muss er nicht mitbringen. „Wir suchen kein Double, das wollen wir gar nicht“, sagt Lachnit. Den richtigen zu finden, ist trotzdem nicht leicht. Er muss einen prominenten Namen haben, gut mit Regisseur Lorenz Christian Köhler können, und – das ist wahrscheinlich die größte Hürde – an möglichst allen Terminen verfügbar sein. Bach hätte im Januar und Februar keine Zeit gehabt, deshalb wurden alle Aufführungen in die letzten drei Monate dieses Jahres gelegt. „Den einen oder anderen Termin können wir vielleicht absagen, aber natürlich sollten möglichst viele davon stattfinden“, sagt Lachnit. Der erste Block ist sowieso schon gestrichen, denn die Premiere hätte am vergangenen Sonnabend stattfinden sollen. Das Stück könnte frühestens ab dem 27. Oktober zu sehen sein.

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Am Zaun des Theaters hängen noch einige Blumen und Abschiedsbriefe, ein Kondolenzbuch gibt es nicht. Das liegt in einem Bestattungshaus in Köln, Bachs Heimatstadt, wo er einst in Walter Bockmayers „Geierwally“ entdeckt wurde. Die gesammelten Einträge sollen den Hinterbliebenen übergeben werden. In Köln wurde Bach auch am Sonntag im engsten Kreis beigesetzt. Die wichtigsten Freunde hätten in einer sehr persönlichen und emotionalen Trauerfeier Abschied genommen, teilte der Bestatter Christoph Kuckelkorn am Montag mit. Während der Trauerfeier wurde der Sarg des verstorbenen Schauspielers aufgebahrt. Dazu lief Musik von Künstlern wie Herbert Grönemeyer, Meat Loaf sowie von Dirk Bach („Kleiner Vogel“) selbst. Am Sonntag sei Bach dann in einer Urne auf einem Kölner Friedhof bestattet worden.

In Berlin will das Schlossparktheater bis Dienstag alle noch aushängenden Plakate der Produktion abnehmen, die an vielen Stellen in der Stadt noch immer daran erinnern, dass Bach am Wochenende eigentlich seine Premiere gefeiert hätte. Es soll aber neue geben, sobald die Rolle wieder besetzt ist.

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Für das Theater ist es eine schwierige Phase, es schwebe ohnehin nicht über allen Wolken, wie Hallervorden vergangene Woche sagte. Wenn jetzt viele Vorstellungen des Stücks „Der kleine König Dezember“ ausfallen, verschärft das die Situation. Doch wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch. Harald Lachnit berichtet von rührenden Solidaritätsaktionen. So wollen manche Besucher in den Freundeskreis eintreten, andere möchten ihre bereits gekauften Karten nicht zurückgeben, sondern verfallen lassen – um das Theater zu unterstützen.

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