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Berlin: Wer viel leistet, darf auch fleißig feiern

Der neue Handwerkskammerchef kürte seine neuen Meister

Die Meisterprüfung ist wie eine Dusche. „Wenn Sie morgens das heiße Wasser auf kalt stellen und dann an ihrem frischen Körper herunterschauen – so fühlt man sich nach der Meisterprüfung“, sagt Wolfgang Butchereit, Obermeister der Karosserie– und Fahrzeugbauer-Innung. Die Dusche nahmen dieses Jahr 332 Jungmeister und 80 Meisterinnen, die gestern im Palais am Funkturm von rund 900 Handwerksvertretern, Politikern und ihren Angehörigen gefeiert wurden.

Der neue Präsident der Handwerkskammer, Stephan Schwarz, verteidigte dabei die bestehende Handwerksordnung. Der Meisterbrief sei kein „Relikt aus Zunftwesen und Ständestaat. Meisterbetriebe haben eine höhere Lebensdauer und bilden mehr aus.“ Seine Rede richtete sich gegen die Ansätze der Regierung, für 65 der insgesamt 94 Handwerke den Meisterzwang abzuschaffen.

Die Jungmeister leisteten einiges für ihre Prüfung, sie verdienen aber erst einmal nicht mehr als vorher. „Mitreden wollen,“ nannte der Zahntechnikermeister Helmar Stepczynski als Hauptmotiv für die Mühen um die Meisterprüfung. „Wenn ich mit dem Zahnarzt rede, werde ich ernst genommen.“ Dafür hat er sich das Geld zusammengespart: Lebensunterhalt für ein Jahr Schule, etwa 500 Euro pro Monat Schulgeld und rund 20 000 Euro Ausgaben für das Material. Die Schule ging in der Regel bis fünf Uhr nachmittags. Danach oder am Wochenende arbeitete er in einem 400–Euro–Job in seinem alten Labor.

Am meisten Stolz schwang in den Worten der besten Absolventin mit, der Zahntechnikermeisterin Anja Meißner. Sie sei stolz auf ihren Titel, auch wenn er in Deutschland nicht mehr so gewürdigt würde. Im Ausland hätte der Titel dagegen ein tolles Ansehen. In Gesprächen mit ausländischen Kollegen werde sie oft gefragt: „Are you German Meister.“ Jetzt kann sie sagen: „Yes, I am .“

Till Schröder

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