zum Hauptinhalt

Berlin: Werdender Vater randalierte in der Entbindungsklinik 35-Jähriger war betrunken und drohte mit einem Messer Jetzt steht er wegen Körperverletzung vor Gericht

Panik auf der Entbindungsstation. Ärzte liefen aufgeregt über den Gang, forderten ratlos Hilfe an.

Panik auf der Entbindungsstation. Ärzte liefen aufgeregt über den Gang, forderten ratlos Hilfe an. Doch es ging nicht um Mutter und Kind. Es war der werdende Vater, der im April 2001 im Auguste-Victoria-Krankenhaus für Aufregung sorgte. Bassam E., der seine Frau gerade in die Klinik gebracht hatte, wollte die in den Wehen Liegende plötzlich wieder mit nach Hause nehmen. Weil er im Streit mit dem Personal die Scheibe einer Tür eingeschlagen und sich dann mit Händen und Füßen gegen seinen „Abtransport“ gewehrt haben soll, muss er sich seit gestern vor dem Berliner Landgericht verantworten.

Für den 35-jährigen Deutsch-Libanesen war es nicht die erste Geburt. Er ist zum dritten Mal verheiratet und ist insgesamt sechsfacher Vater. Aus seiner Sicht ist es auch nicht seine Schuld, dass es in der Klinik zu einem Polizeieinsatz kam. „Meine Frau hat ausdrücklich gesagt, dass sie nicht von einem Arzt entbunden werden wollte“, sagte er im Prozess um Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Doch in der Klinik habe man nicht mit ihm geredet. „Die haben mir einfach die Tür vor der Nase zugemacht.“ Da sei das mit der Scheibe passiert.

Doch die Tür schloss sich nicht ohne Grund. Bassam E. war angetrunken. Und er soll bei der Aktion mit einem Messer gedroht haben. „Der Arzt vom Dienst rief mich an und sagte, ich solle sofort zum Kreißsaal kommen“, sagte ein Krankenpfleger als Zeuge. Man habe versucht, den werdenden Vater mit Worten zu beruhigen. „Als das nicht ging, riefen wir die Polizei.“ Sechs Beamte stürzten zur Entbindungsstation und versuchten, Bassam E. zu bändigen.

Vor Gericht sprach er, der wegen einer psychischen Störung in Behandlung ist, von Angst vor einer großen Spritze und von Drogen, die er genommen hatte. „Aber damit und auch mit dem Alkohol ist jetzt Schluss, ich bete jetzt“, versicherte er dem Richter. Er habe damals einfach „so viele familiäre Probleme“ mit sich herumgeschleppt. Zwar habe er die Scheibe eingeschlagen, sich aber nicht mit den Polizisten geprügelt. „Die haben mich zu Boden geworfen und in die Psychiatrie gebracht.“ Seine Tochter kam kurz nach der Randale auf die Welt. Die Aufregung war völlig überflüssig. „Es ist alles gut gelaufen“, sagte der Vater. „Es tut mir Leid, dass ich so viele Umstände gemacht habe.“ Der Prozess geht am Donnerstag weiter.

Kerstin Gehrke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false