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Blüten genug. Obstbauer Stephan Hübner aus Derwitz bei Werder versichert, dass die Bäume auch zum Fest noch blühen. 

© Sebastian Gabsch

Werder an der Havel: Prösterchen - das Baumblütenfest beginnt

Wein, Musik, Sicherheit – das Programm zur großen Frühlingsfete in Werder steht. Das Baumblütenfest eröffnet Samstag und geht bis zum 6. Mai.

Es muss nicht immer Kirsche oder Johannisbeere sein – auch Löwenzahn oder Pfingstrose können köstlich sein. Beim 139. Baumblütenfest in Werder, das Sonnabend beginnt und bis 6. Mai läuft, gibt es einiges zu probieren. „Die Kreativität der Obstbauern kennt mal wieder kaum Grenzen“, sagt Walter Kassin, der Vorsitzende des Werderaner Obst- und Gartenbauvereins.

Der 73-Jährige erinnert sich noch an seine ersten Baumblütenfeste als Jugendlicher: „Das erste Mal selbst ein Glas gekostet habe ich mit 14, und von da an hat mich das Thema Obstwein nicht mehr losgelassen.“ Kassin gehört zur 30-köpfigen Jury, die jedes Jahr die besten Obstweinkreationen mit der „Goldenen Kruke“ auszeichnet. Die 18 Gewinner dürfen ihre Stände dann mit dem Siegel schmücken.

Buntes Bühnenprogramm

Aber nicht nur der Obstwein ist bunt, sondern auch das Bühnenprogramm. So tritt am 3. Mai um 20 Uhr die Ostrockband City auf, deren bekanntestes Lied „Am Fenster“ inzwischen 40 Jahre alt ist. „In den 80ern sagte man über uns: Das sind die ohne Bass und ohne Haare“, scherzt Gitarrist Fritz Puppel. „Heute heißt es: Andere gehen zur Kur, City geht auf Tour.“

Der ebenfalls 73-Jährige gründete die Band 1972 gemeinsam mit Schlagzeuger Klaus Selmke. Auf dem Fest sind aber nicht nur Songs von früher, sondern vom neuen Album „Das Blut so laut“ zu hören. Insgesamt 41 Band stehen auf den sieben Bühnen, sagt Veranstalter Rainer Wohlthat, dazu zwölf DJs.

Verstärkte Sicherheitsvorkehrungen

Wie schon im vorigen Jahr setzen die Organisatoren auf verstärkte Sicherheitsvorkehrungen. Als Reaktion auf den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz stellt die Polizei erneut gepanzerte Fahrzeuge zum Schutz auf, die nur für Busse und Rettungskräfte den Weg zur Hauptmeile freigegeben.Mit Blick auf das martialische Aussehen heißt es im Rathaus: „Das Sicherheitskonzept ist im vorigen Jahr aufgegangen und von den Werderanern und ihren Gästen sehr gut angenommen worden. Das gilt auch für den Einsatz von Spezialfahrzeugen der Polizei“, sagt Werders 1. Beigeordneter Christian Große (CDU). „Wir haben hervorragend mit der Polizei und den Sicherheitspartnern zusammengearbeitet, auch wenn man sich natürlich nicht darüber freuen kann, dass angesichts der Sicherheitslage ein derartiger Aufwand betrieben werden muss.“

Die Stadt bittet wegen der Sperrungen dringend, aufs Auto zu verzichten und stattdessen mit der Bahn, dem Bus oder dem Fahrgastschiff anzureisen. Auf allen Buslinien nach Werder gibt es dichtere Taktfolgen, ebenso rollen die Regionalzüge doppelt so oft wie sonst üblich. Die „Weiße Flotte“ bietet täglich 18 Fahrten zwischen Potsdam und Werder an, auch von Berlin aus ist eine Dampferfahrt möglich: Die Schiffe der Stern- und Kreisschifffahrt starten ab 9.20 Uhr in Tegel und erreichen Werder nach Stopps in Spandau und Wannsee gegen 15 Uhr.

Weiße Süßkirschenplantage

Bei den Obstbauern laufen derweil die letzten Vorbereitungen. Stephan Hübner aus Derwitz ist sozusagen der Außenposten des Festes: zehn Kilometer von der Festinsel entfernt. Die Kulisse ist schon fast perfekt. Strahlend weiß blüht es auf der drei Hektar großen Süßkirschenplantage neben dem Hofladen, in der die Gäste auf Bierzeltbänken und in Pavillons sitzen und Obstwein trinken können.

Auch zum Fest würden noch Blüten zu sehen sein, versichert der Obstbauer. Seit sieben Jahren stellt er zusammen mit seinem Bruder ein Programm fürs Fest auf die Beine. Den Hofladen betreibt der 49-Jährige zusammen mit seiner Frau Ina. Auf zehn Hektar baut Hübners Betrieb Obst an. Insgesamt werden aber 230 Hektar bewirtschaftet, auf einem Großteil wachsen Raps, Weizen, Roggen oder Gerste. Auch Tiere hält der Landwirt: Zum Baumblütenfest wird ein kleiner Streichelzoo mit Schafen sowie einigen Enten- und Gänseküken eingerichtet.

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Enrico Bellin, Julia Frese

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