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Winter

© dpa

Wetter: Für viele Hausbesitzer wird der Winter teuer

Hausbesitzer gefordert: Die Bezirksämter verhängen Bußgelder bei Verstößen gegen die Räumpflicht. In den nächsten Tagen soll es neuen Schnee geben. Immerhin: Die Stadtreinigung ist vorbereitet und kann ihre Winterdienstflotte mit bis zu 2000 Mitarbeitern auf die Straßen schicken.

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Irgendwie muss Berlin doch einen guten Draht nach oben haben. Denn der neuerliche Schnee-Einbruch fällt wieder Mal auf ein Wochenende, an dem viele zu Hause bleiben (können). Und es wird nicht so viel schneien wie befürchtet. Sagt jedenfalls Michael Burgstaller vom Wetterdienst Mowis. Nur noch 10 bis 15 Zentimeter Neuschnee prognostiziert er fürs Wochenende. Am Donnerstagmorgen hieß es noch, die „Schneewalze“ würde die weiße Schicht auf Nebenstraßen und die bizarren Eisberge auf Gehwegen um einen halben Meter anwachsen lassen.

Zwar meint die Berliner Stadtreinigung laut ihrem Sprecher Bernd Müller dafür gerüstet zu sein. Aber angesichts der vielen Flächen, die noch nicht einmal vom Schnee des letzten Jahres geräumt sind, beschleichen genervte Fußgänger, Rad- oder Autofahrer berechtigte Zweifel. Die BSR begründet die unzureichende Räumung damit, dass die Verkehrsadern mit öffentlichem Personennahverkehr mehrfach bearbeitet werden müssen. Deshalb würden es die Fahrzeuge häufig nicht in die Nebenstraßen schaffen.

Das wird wohl auch in den nächsten Tagen so bleiben, selbst wenn laut Müller „bei Bedarf wieder bis zu 2000 Mitarbeiter mit den 450 Fahrzeugen der Winterdienstflotte rund um die Uhr unterwegs sein werden“, um vorrangig die mehr als 4000 Straßenkilometer mit BVG-Verkehr sowie die 18 000 Fußgängerüberwege zu räumen.

Eigentümer kommen ihrer Pflicht häufig nicht nach

Große Probleme gibt es derzeit bei der Müllabfuhr. Sind die Stellplätze überhaupt nicht zugänglich, werden die vollen Tonnen nicht geleert, sagt der BSR-Sprecher. In der Rigaer Straße blieben am Dienstag zwei stinkende Müllcontainer einfach im Hausflur stehen. Offenbar hatten die BSR-Mitarbeiter keine Lust, sie über den nicht geräumten Hof zurück zu schleppen.

Für die Räumung der Stellplatz-Zuwege sowie für die Schnee- und Eisbeseitigung auf den Gehsteigen sind die Eigentümer der an öffentliche Straßen grenzenden Grundstücke zuständig. Doch die kommen ihrer Pflicht häufig nicht nach. Beschwerden darüber häufen sich bei den Ordnungsämtern. Da man nicht überall kontrollieren könne, sei es wichtig, das sich die Bürger melden, sagte Marc Schulte, Stadtrat in Charlottenburg-Wilmersdorf. Gegen neun Grundstückseigentümer wurden hier bereits Anzeigen erstattet und Bußgeldverfahren eingeleitet. Wenn jemand seiner Räumpflicht auch nach mehrfacher Aufforderung nicht nachkommt, können die Behörden auf seine Kosten Firmen mit der Schnee- und Eisbeseitigung beauftragen.

Die Bußgelder betragen bis zu 10 000 Euro, sagt Peter Beckers, Stadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg. Auch hier habe man „gehäuft“ mit solchen Fällen zu tun. Ordnungsstadtrat Jens-Holger Kirchner aus Pankow muss bereits rund 60 Anzeigen wegen ungeräumter Gehsteige und Radfahrerstreifen auf Fahrbahnen bearbeiten.

Tausalz ist für Privatpersonen verboten

Da bleibt den Ordnungsämtern keine Zeit, auch noch die Einhaltung des Tausalz-Verbots zu kontrollieren. Tausalz darf nämlich nicht durch Privatpersonen und nicht auf Gehsteigen verwendet werden. Da das Eis auf diese Weise aber am bequemsten beseitigt werden kann, wundert es nicht, dass Tausalz derzeit in vielen Baumärkten ausverkauft ist.

Trotz der vielerorts rutschigen Gehsteige hält sich die Zahl der schweren Stürze offenbar in Grenzen. Zwar gibt es keine offiziélle Statistik, doch verzeichnen beispielsweise die Vivantes-Krankenhäuser, die in ihren neun Rettungsstellen jeden dritten Notfallpatienten behandeln, nur eine geringe Zunahme solcher Klienten. Sie lag am Dienstag bei sechs Prozent, am Mittwoch kamen sogar vier Prozent weniger Sturz-Patienten als sonst. Unter dem Durchschnitt liegen auch die Feuerwehr-Rettungseinsätze.

Das mag daran liegen, dass sich viele Ältere nicht auf die Straße trauen, zumal unter dem Schnee oft noch Reste des Silvesterfeuerwerks lauern. Immerhin sollen die Weihnachtsbäume planmäßig ab Montag abgeholt werden.

Dann wird es übrigens aufhören zu schneien – und wieder kälter werden. Für „Kältefrei“ an den Schulen reicht das zwar nicht, der Winter aber wird der Stadt auch nächste Woche treu bleiben. Und er hat auch gute Seiten, findet die Direktorin der Psychiatrie an der Charité, Isabella Heuser. „Berlin wird durch den Schnee heller, leiser, leerer und langsamer“, sagt sie: „Das entschleunigt und tut unserer Seele gut.“

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