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Wetter: Mit Schirm, Schal und Sonnenbrille

Jede Menge Abwechslung - so sieht Meteorologe Gerhard Lux den Sommer. Die Hoffnung auf einen schönen Altweibersommer will der Deutsche Wetterdienst noch nicht aufgeben.

Gerhard Lux sieht das Auf und Ab der vergangenen Monate gelassen. „Deutsche Sommer bieten nun mal jede Menge Abwechslung“, sagt der Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes. Allerdings war der diesjährige Sommer auch aus Sicht des Profis eine „extreme Fahrt wie auf der Achterbahn“. Im Mai war’s kalt und nass, als würden wir den Winter gar nicht mehr los. Im Juni zogen die Temperaturen bereits kräftig an, der Himmel heiterte auf, Berlin probte den Sommer. Der kam im Juli dann so heftig über die Stadt, dass man sich in den Strandbars wie in den Tropen fühlte. Doch im August war es schon wieder vorbei mit den mediterranen Gefühlen. Seither ist das Wetter durchwachsen, der Herbst nahte am Wochenende mit Macht. Das Sommerfinale war verregnet. Morgen, am 31. August, geht die warme Jahreszeit für die Wetterkundler offiziell zu Ende.

Statistisch gesehen, jagten sich bei der meteorologischen Berg- und Talfahrt in der scheidenden Sommersaison die Rekorde. Schirm, Schal und Dauerregen gehörten zum Mai, der so schmuddelig und kühl blieb wie seit 60 Jahren nicht mehr. „Seit 1951 war kein Wonnemonat mehr so arm an Sonnenschein“, sagt Werner Wehry vom Meteorologischen Institut der Freien Universität (FU). Und: „Es war der siebtkälteste Mai seit 1908.“

Im Juni begann dann das Kontrastprogramm: mit extremer Trockenheit. Insgesamt fielen nur 1,8 Liter pro Quadratmeter, normal sind etwa 70 Liter. Und knapp 100 Stunden schien die Sonne, im Durchschnitt sind es 78 Stunden. Es war das tropische Vorspiel für die Spitzenwerte im Juli. Eine Hitzewarnung folgte der nächsten. An zwölf Tagen gab es Temperaturen von über 30 Grad Celsius, am 11. Juli erlebte Berlin mit 37,3 Grad einen der heißesten Tage seit 100 Jahren. Werner Wehry bilanziert: „Das war der drittwärmste Juli seit 1908, nur 1994 und 2006 war es noch etwas wärmer.“

Extrem wechselhaft liefen in der Sommersaison folglich die Geschäfte der Bäder-Betriebe und Open-Air-Kinos, der Passagierschifffahrt, der Cafés und Biergärten. „Im Juli hatten wir in allen Freibädern rund eine Million Besucher; da waren wir nach dem miesen Mai euphorisch“, sagt Matthias Oloew von den Bäder-Betrieben. Doch die Hoffnung auf eine gute Jahresbilanz zerstob gleich wieder im August. Oloew: „Wir schließen die Sommersaison aber immerhin mit einer schwarzen Null ab.“

Die Stern- und Kreisschiffahrt hat laut Geschäftsführer Jürgen Loch „der stark gestiegene Berlin-Tourismus“ über die Saison gerettet. Aufs Jahr gerechnet fuhren deshalb nur zehn Prozent weniger Passagiere als 2009 mit den Schiffen von Berlins größter Reederei. „Berlin-Touristen lassen sich nicht bremsen, die kommen auch bei Mistwetter“, bestätigt die Berlin Tourismus GmbH.

Aber vielleicht wird es im September nochmal sonnig. Beim Deutschen Wetterdienst ist man optimistisch. „Einen schönen Altweibersommer kann es durchaus noch geben.“

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