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Spritzig. So begrüßte Hamburg die Olympiamannschaft, als sie von den Spielen 2012 in London zurückkehrte.

© dpa

Wettkampf um die Olympischen Spiele: Hamburg wirbt für Olympia - ausgerechnet in Berlin

Auch Hamburg will Olympische Spiele austragen und wirbt ausgerechnet in Berlin in eigener Sache. Mit Angriffen auf die Konkurrenz hielten sich die Hanseaten zurück. Einen Seitenhieb gab es aber trotzdem.

Hamburgs Olympia fängt da an, wo Londons Olympia aufgehört hat. Auf einem Kreuzfahrtschiff. Mit der MS Deutschland war die deutsche Olympiamannschaft nach den Spielen vor zwei Jahren aus London zurückgefahren, der Empfang im Hamburger Hafen ist nun das Titelbild der Hamburger Olympiabewerbung geworden. Das Bild leuchtet an diesem Freitagmorgen um kurz nach acht auch von der Wand in der Landesvertretung Hamburg, davor steht Innen- und Sportsenator Michael Neumann und erklärt ausgeschlafen das Olympiakonzept seiner Stadt. Es ist ein Wahlkampftermin in Berlin-Mitte, ohne dass es Neumann so wirken lässt.

Auch Neumann weiß, dass ein möglicher Zuschlag für Hamburg am 6. Dezember durch den Deutschen Olympischen Sportbund nur über Berlin führt. Ihm gegenüber sitzt etwa Dagmar Freitag. Als Vorsitzende des Sportausschusses des Bundestags kann sie bis zum Dezember die Stimmung nur mit beeinflussen, als Vizepräsidentin des Deutschen Leichtathletik-Verbandes dann aber mit abstimmen. Auch um sie wirbt Neumann also, als er am Ende fast kokettierend sagt: „Es lohnt sich, über unser Konzept zumindest einmal nachzudenken.“

Wer ganz gegen Olympia ist oder die Auffassung vertritt, Deutschland hätte international sowieso nur mit Berlin eine Chance, dem macht es Neumann mit seinem Auftritt so schwer wie möglich. Er hält einen für seinen Berufsstand bemerkenswert unverfloskelten Vortrag. Eigentlich erzählt Neumann eher eine kleine Stadtgeschichte Hamburgs mit dezentem Olympiabezug. „Reicht es in Deutschland nur, Kritik an Olympischen Spielen zu äußern, oder sollten wir nicht ein Angebot machen für ein anderes Olympia?“, fragt Neumann rhetorisch.

Hamburgs Idee von Olympia ist die Idee einer moderneren Metropole. Berlin bietet sich für Olympia so an, wie es ist – Hamburg will sich durch Olympia weiterentwickeln. „Wir wollen Dinge umsetzen, die wir ohnehin vorhaben. Nur schneller und mit einer vorübergehenden Zwischennutzung.“ Ein neues Kreuzfahrtterminal brauche die Stadt beispielsweise. Das könne vorher doch eine Olympiahalle sein. Ein ganzes Stadtviertel will Hamburg umgestalten und damit darauf eingehen, dass immer mehr Menschen mitten in der Stadt leben wollten, nicht mehr wie nach dem Modell der 70er Jahre im Reihenhäuschen mit Vorgärtchen, gefördert durch Wohnungsbauprämien und Pendlerpauschalen.

Berlin hat sich besser verkauft

Hamburgs Ideen sind auch beim Deutschen Olympischen Sportbund gut angekommen. Doch lautet das Zwischenfazit aus dem inneren Kreis, dass Hamburg sich zwar bessere Ideen ausgedacht, aber sie schlechter verkauft habe als Berlin seine mäßigeren Einfälle.

Neumann ist überrascht, dass Berlin beim Thema Paralympics und Inklusion gerade so viel besser dasteht. Berlin punktete mit der Idee, die Paralympics aus Wertschätzung erstmals vor den Olympischen Spielen austragen zu wollen. Außerdem verband Berlin seine Bewerbung mit dem Ziel von barrierefreien U- und S-Bahnhöfen und dem Jahnsportpark als erster inklusiven Sportanlage der Republik. „Wir haben doch bis 2018 sowieso einen barrierefreien ÖPNV in Hamburg“, entgegnet Neumann und verweist beiläufig darauf, dass er beim FC St. Pauli in einer inklusiven Handballmannschaft spiele. „75 bis 80 Prozent unserer Sportanlagen wollen wir flächendeckend barrierefrei umgestalten.“

In Hamburg gibt es zwei funktionierende Flughäfen

Auf Sticheleien gegen Berlin verzichtet er, fast scheint er sich ein wenig über seine Worte zu erschrecken, als er sagt: „Wir haben in Hamburg zwei funktionierende Flughäfen.“ Und dem Vorwurf aus Berlin, Hamburg habe keine Erfahrung mit Sport- Großereignissen, begegnet er mit dem Verweis auf „Europas größtes Radrennen“, den Hamburg-Marathon, „der auch keine Dorfveranstaltung ist“, und eine mögliche Bewerbung um die Ruder-WM. Im Wettbewerb mit Berlin greift Neumann nicht an, er pariert nur.

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