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Berlin: Wettlauf über 465 Stufen: Peter Imhoff tritt an seinem 60. Geburtstag zum Hochhausrennen an

Fast 100 Meter misst das höchste Haus der Gropiusstadt, an dessen Fuß Peter Imhoff an diesem Vormittag ganz geruhsam in den Dauerlauf verfällt. Nur wenige Minuten später hat er einen Puls von etwa 140 Schlägen in der Minute und steht 465 Treppenstufen höher im 29.

Fast 100 Meter misst das höchste Haus der Gropiusstadt, an dessen Fuß Peter Imhoff an diesem Vormittag ganz geruhsam in den Dauerlauf verfällt. Nur wenige Minuten später hat er einen Puls von etwa 140 Schlägen in der Minute und steht 465 Treppenstufen höher im 29. Stockwerk. Sein Atem geht etwas beschleunigt, doch kein Tropfen Schweiß steht ihm auf der Stirn. Alles Training. Morgen ist sein 60. Geburtstag. Und da gerade an diesem Tag der erste Gropiusstädter Hochhauswettlauf mit etwa 100 Startern stattfindet, hat Imhoff sich die Teilnahme "einfach zum Spaß", wie er erklärt, selbst zum Geschenk gemacht. Rund vier Minuten wird er wohl brauchen.

Die Idee mit dem Hochhausjoggen kommt aus New York. Als Sportstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD) aus Parteikreisen auf den Gedanken gebracht wurde, so etwas auch in Neukölln zu machen, war der Ort schnell gefunden. Immerhin ist das einst von Walter Gropius entworfene Hochhaus in der Fritz-Erler-Allee 120 eines der höchsten Wohnhäuser Deutschlands.

Wer den schlanken quicklebendigen Mann mit roten Wangen und funkelnden Augen in seiner Hochauswohnung in direkter Nachbarschaft zum morgigen Rennkurs erlebt, kann seine Geschichte kaum glauben: Vor vier Jahren musste der Postmitarbeiter im gehobenen Dienst wegen Bandscheibenschadens und eines fast gelähmten Beines in den Vorruhestand. Doch Imhoff hatte Glück. Die Operation brachte fast völlige Genesung. Regelmäßiges Joggen gehört schon seit 1987 zu seinem Leben. 1990 war er sogar beim Berlin-Marathon dabei.

1967 zogen er und seine Ehefrau frisch vermählt als Erstmieter in die Gropiusstadt. "Wir sind seitdem glücklich und zufrieden hier", sagt er. "Dabei habe ich die Gegend noch erlebt, als es nur Felder und Wiesen gab." Etwas zu eng ist ihm das Leben in der kleinen Wohnung allenfalls geworden, als er vorrübergehend wegen Gelenkschäden im Knie mit dem Joggen aufhören musste. Überhaupt gehört der Bewegungsdrang offenbar zu seinen wesentlichen Zügen.

Ist es das, was ihn an seinem 60. zum Wettlauf auf das benachbarte Hochhaus treibt? Ist Bewegung Sucht, ist Laufen Leidenschaft? Imhoff guckt erstaunt und amüsiert. "Ach was, bei Leidenschaft denk ich an meine Frau! Ich möchte noch lange auf dieser Welt leben - das ist es!"

Ole Töns

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