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Schweiger-Produktion "Keinohrhasen": Lokalmatador in Berlin

© Promo

Wie in Berlin produziert wird: Spitzenreiter und Außenseiter

Über hundert Filmproduktionen buhlen in Berlin um Aufmerksamkeit - darunter Lokalmatadoren wie Barefoot Films oder X-Filme. Aber auch kleine Produzenten drängen nach Berlin - und sind erfolgreich.

In Deutschland gibt es rund 250 Produktionsfirmen, die sich auf Filme in Spielfilmlänge spezialisiert haben. 116 davon, fast die Hälfte, sitzt laut einer Auflistung des Medienboards Berlin-Brandenburg (MBB) in Berlin oder Potsdam. Die Gelben Seiten listen gar 473 Produktionsfirmen auf; dann allerdings in der Spanne vom Spielfilm über Animation bis zur TV-Dokumentation. Das MBB gibt an, dass jeder Förder-Euro, der vergeben wurde, vierfach in die Stadt zurückkam: So hätten die geförderten Filmproduktionen 2012 86,1 Millionen Euro in der Region ausgegeben. Von den internationalen Produktionen, die in der Stadt gastieren und keine deutschen Fördergelder bekommen, ist da noch gar keine Rede.

Zu den Lokalmatadoren zählen Firmen wie Barefoot Films von Til Schweiger, Neue Road Movies von Wim Wenders, die „Cloud Atlas“-Produzenten von X-Filme oder Boje Buck Produktion von Filmverleiher Claus Boje und Regisseur Detlev Buck. Aber auch die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB), neben der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) in Potsdam-Babelsberg wichtigste Talentschmiede der Region, kann zu den Aushängeschildern der Hauptstadt gerechnet werden.

In gewisser Weise grundiert die 1966 gegründete Schule die Berliner Filmszene. Gut 120 Filme entstehen hier jährlich. Die Erfolgsquote ist hoch: „Unsere Studentenfilme haben eigentlich schon alle Preise gewonnen, die man als Student gewinnen kann“, sagt Direktor Jan Schütte. Produziert wird in der Regel hausintern und ohne Fördergelder. Eine Ausnahme bildet aktuell die Abschlussarbeit von Regisseur Jan-Ole Gerster: „Oh, Boy“ wurde außerhalb der Schule produziert und mit deutschen Fördermitteln kofinanziert.

Aber auch abseits der großen Institutionen versuchen in der Stadt viele kleine Produktionsfirmen, Projekte zu realisieren. „Ich bin seit 1990 in Berlin, weil es die einzige kreativ-produktive Stadt in Deutschland ist“, sagt Martin Hagemann. Der Produzent leitet seit den Neunzigern „Zero Film“, ein Büro für Dokumentarfilme und seit 2006 zudem den Spielfilmableger „Zero Fiction“. Hagemann spezialisiert sich auf Filme abseits des Mainstream. Seine deutsch-ungarische Koproduktion „The Turin House“ erhielt 2011 einen Silbernen Bären. Hagemann bemängelt allerdings, dass Berlins Kulturpolitiker die Stadt noch nicht als Zentrum des deutschen Films begriffen hätten: Zu sehr schaue man gen Hollywood, zu wenig Chancen erhielten so Arthouse-Produktionen. „Gemessen an ihrem Potenzial ist Berlin die am schlechtesten geförderte Produktionslandschaft in Deutschland.“

Auch Regisseur Rudolf Thome („Der Philosoph“) beklagt, dass die Förderanträge seiner Moana Film zuletzt immer abgelehnt wurden. Warum Berlin bei Filmemachern dennoch so beliebt ist, fasst Hans-Christian Schmid, ebenfalls Regisseur („Sturm“) und Produzent (23/5) in Personalunion, zusammen: „Berlin ist eine Großstadt an der Schnittstelle von Ost und West.“ Die Szene sei jung, lebendig und offen.

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