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Berlin: Wie überlebt man 7,2 Promille?

7,2 Promille hatte Fred R., als die Polizei ihn in Potsdam auflas.

7,2 Promille hatte Fred R., als die Polizei ihn in Potsdam auflas. Zwei Tage lag er im Koma, dann wachte er wieder auf. Über diese Trinkfestigkeit sprachen wir mit Ingrid Zimmerhäkel (51), Psychologin in der Abteilung Suchterkrankungen am Jüdischen Krankenhaus.

7,2 Promille – müsste Fred R. nicht tot sein?

Ein Mensch, der Alkohol nicht gewöhnt ist, hätte das vermutlich nicht überlebt. Alkohol ist ja ein Nervengift. Die letale Dosis für Alkoholiker ist kaum zu beziffern.

Man kann Trinkfestigkeit also trainieren?

Wenn Sie so wollen, ja. Millionen von Suchtkranken in aller Welt beweisen das.

Wie viel muss man trinken, um eines Tages 7,2 Promille zu schaffen?

Das weiß ich nicht, finde aber, dass wir uns mit dieser Frage gefährlich der Denkweise der „Helden an der Thekenfront“ nähern. So etwas passiert bei uns drei bis vier Mal im Jahr. Kürzlich hatten wir jemanden mit 6,2 Promille. Der Patient hatte einen Herzstillstand. Er musste wiederbelebt werden und kam auf die Intensivstation.

Fred R. soll stolz gesagt haben, so viel habe keiner seiner Kumpels geschafft.

Suchtkranke haben ein verschobenes Realitätsbewertungssystem. Das ist ja auch der Sinn der Sache. Alkohol trinkt man, um seine Wahrnehmung zu verändern. Nur: Die Kranken können das richtige Maß nicht finden.

Woran merkt man, dass man krank ist?

Am Kontrollverlust. Man kann sagen: Heute betrinke ich mich mal. Das ist in Ordnung. Schlimmstenfalls kommt eine Alkoholvergiftung dabei rum. Anders der Kranke. Er kann die Dosis, die er sich vorgenommen hat, nicht einhalten, auch wenn er es versucht.

Das Gespräch führte Fatina Keilani.

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