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Berlin: Wie Umweltdetektiv Michael Schlaphof auf Spurensuche geht - Früher war er Schornsteinfeger

Wenn Michael Schlaphof im Dienst ist, hat er mindestens zwei Koffer bei sich: In dem einen trägt er Pumpen und jede Menge Röhrchen, in dem anderen bewahrt er ein mobiles Wasserlabor auf. Der 38jährige ist Umweltdetektiv.

Wenn Michael Schlaphof im Dienst ist, hat er mindestens zwei Koffer bei sich: In dem einen trägt er Pumpen und jede Menge Röhrchen, in dem anderen bewahrt er ein mobiles Wasserlabor auf. Der 38jährige ist Umweltdetektiv. Eine Berufsbezeichnung, die es überhaupt nicht gibt. "Aber sie trifft genau den Kern", sagt der sportliche Neuberliner. Und er ist heute noch den Hamburger Journalisten dankbar, die ihm einst diesen Namen verpassten. Schlaphof ist ein gefragter Mann.

Schulen und Kindertagesstätten, aber auch Firmen und Privatpersonen nehmen seine Dienste in Anspruch. Nicht selten zieht er in einer Woche quer durch die Republik: Sachsen-Anhalt, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und natürlich Berlin. Und immer bewegt seine Auftraggeber dieselbe Frage: Gibt es gefährliche Giftstoffe in Arbeits- oder Lebensräumen, die zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Schlaphof weiß, dass sein Urteil unter Umständen den Lebensstil einer Familie verändern kann. "Die Leute haben oft irgendwelche Symptome, deren Ursache sie in ihren Möbeln, Häuserwänden oder Fußböden vermuten", erzählt er. Manchmal trifft das auch zu. Dann weist der Fachmann tatsächlich bestimmte Mengen an Formaldehyd in alten Schränken nach. "Am einfachsten wäre es dann, den Betroffenen zu raten, das Teil wegzuschmeißen", sagt Schlaphof. Doch er bietet Alternativen an: Schlägt vor, eine Zimmertür herauszunehmen, damit die Raumluft besser zirkulieren und sich der ungesunde Stoff verdünnen kann. Niemals würde der Umweltdetektiv eine bestimmte Möbel- oder Teppichfirma schlecht machen, sagt er. Und noch etwas hat er sich zum Prinzip gemacht. Schlaphof geht ganz gezielt auf Spurensuche. Er hört sich die Probleme seiner Klienten an und fällt dann eine erste "Diagnose". So wie in den vergangenen Tagen bei einer jungen Familie aus Altglienicke. Silvia und Roland P. vermuteten einen Zusammenhang zwischen den immer wieder auftretenden Allergien ihres elf Monate alten Sohnes und dem vor fast 20 Jahren verleimten Parkettfußboden. Doch Schlaphofs Suche nach Formaldehyd blieb an dieser Stelle erfolglos. Die winzige Luftprobe, die er mit Hilfe einer Pumpe durch ein Indikatorröhrchen saugte, war in Ordnung. Nach fast drei Stunden intensiver Schrank- und Wanduntersuchungen in allen Räumen des Einfamilienhauses wurde der Fachmann dann doch noch fündig. Ein Kleiderschrank aus den 70er Jahren enthielt einen Formaldehyd-Wert, der den zulässigen um ein Mehrfaches überschritt. "In diesem Fall hilft wirklich nur noch wegschmeißen", so sein Rat an das Ehepaar.

Als Silvia und Roland P. zum Abschluss noch ein Protokoll überreicht bekommen, in dem Schlaphof seine Ergebnisse detailliert aufschlüsselt, sind sie zufrieden. "Wir wissen jetzt woran wir sind", sagen beide erleichtert. Die Beratung des Detektivs hat ihnen gefallen.

Dieser hat nach eigener Meinung inzwischen auch genügend Berufserfahrung gesammelt, obwohl er sich erst vor drei Jahren selbstständig machte. Davor arbeitete er mehr als 15 Jahre als Schornsteinfeger in Hamburg. Schon damals gefiel ihm der technische Teil der Ausbildung am besten.

Steffi Bey

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