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Berlin: Wieder auf Mietersuche

Den Rathaus-Passagen am Alexanderplatz fehlt ein Laden mit großem Namen. Erst sprang Wal-Mart ab, jetzt Kaufland. Dabei war der Vertrag fast fertig

Sie werben damit, „in bester Lage und im Herzen Berlins“ zu sein. Dennoch bieten die neuen Parkhäuser auffallend viel freien Platz, die Geschäfte könnten besser laufen. Im Erdgeschoss sind mittlerweile fast alle Läden vermietet, doch die großen Kundenströme bleiben aus, weil ein großer Anziehungspunkt fehlt. Bislang hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft Mitte erfolglos versucht, einen attraktiven „Ankermieter“ zu finden. Nach der US-Kette Wal-Mart, die Ende 2003 kurzfristig den vereinbarten Einzug absagte, hat jetzt auch ein zweiter Handelsriese, der Warenhausbetreiber Kaufland, den im Juni eröffneten Passagen am Roten Rathaus einen Korb gegeben.

„Wir bedauern das sehr“, sagt Susanne Schmidt von der WBMI, der Immobilien-Tochtergesellschaft des Wohnungsunternehmens. Man werde die vorgesehenen Verkaufsflächen nun aufteilen und für mehrere Filialisten vorbereiten. Vor allem, um „Lebensmittel reinzuholen“. Dabei habe es mit Kaufland einen „unterschriftsbereiten Interessenten“ für das gesamte erste Obergeschoss gegeben. Kaufland aber habe gleichzeitig zwei weitere Märkte in Berlin einrichten wollen, leider seien die anderen gewünschten Standorte von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung nicht befürwortet worden. So habe Kaufland auch an den Passagen das „nachhaltige Interesse verloren“.

Petra Rohland von der Senatsverwaltung bestätigt, dass Kaufland an alten BVG-Hallen an der Usedomer Straße in Wedding und einem Neubau an der Lichterfelder Goerzallee interessiert war. Beide Lagen entsprächen nicht dem Stadtentwicklungsplan Zentren. Es sei „nicht fair“ von Kaufland, die Projekte zu koppeln. Andererseits sei man für jeden Investor dankbar, und Senatsbaudirektor Hans Stimmann sei bereit, mit Kaufland nach neuen Standorten zu suchen. Außerdem gebe es ein Gesprächsangebot von Senatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). Darauf habe das Unternehmen noch nicht reagiert. In Neckarsulm bestätigt Kaufland-Sprecherin Melanie Schmidt nur, dass man in die Passagen habe einziehen wollen. Mehr dürfe sie wegen des laufenden Verfahrens nicht sagen.

„Kaufland wäre für uns wichtig gewesen“, heißt es bedauernd bei der WBMI. Man hält die Rathaus-Passagen dort übrigens für „gut besucht“. Auch nach „Bekanntwerden der unberechtigten Kündigung von Wal-Mart“ habe man noch 33 neue Mieter für die Passagen gefunden. Das US-Unternehmen hatte unter anderem damit argumentiert, dass die zulässige Deckenbelastung der 70 Millionen Euro teuren Rathaus-Passagen für seine Zwecke nicht ausreiche. Die WBMI widersprach. Derzeit sei noch ein Gutachten in Arbeit. „Eine Schadenersatzklage gegen Wal-Mart läuft noch nicht“, heißt es bei der WBMI.

Trotz des an der nahen Alexanderstraße heranwachsenden „Alexa-Centers“, wie das Projekt der portugiesischen Firma Sonae jetzt heißt, beurteilt die WBMI die Aussichten ihrer Rathaus-Passagen positiv. Die Nähe zum Alexanderplatz und zum bald neugestalteten Kaufhof machten sich „mittelfristig auch zu unseren Gunsten bemerkbar“.

Christian van Lessen

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