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Rasender Verkehr. Von hier flogen Steine auf die Fahrbahn. Diesmal kam die Polizei wenige Minuten später. Noch gibt es nur vage Hinweise auf die Täter. Foto: Andreas Meyer

© Andreas Meyer

Berlin: Wieder fliegen Steine auf die Autobahn in Tegel

Unbekannte werfen fast 30 Steine auf die Fahrbahn vor der Tunneleinfahrt Mordkommission ermittelt mit Spürhund. Zweiter Vorfall in zehn Tagen

Erneut sind am Autobahntunnel in Tegel Steine auf die stadteinwärts führende Fahrbahn geschleudert worden, wieder im Vormittagsverkehr. Die Schottersteine, die offenbar von einem nahen Gleisbett stammen, flogen gegen 10 Uhr auf die Straße – kurz bevor Beamte der 8. Mordkommission des Landeskriminalamtes ohnehin dort auftauchten: Am Tunneleingang nahe der Hatzfeldallee waren bereits vor knapp zwei Wochen Steine auf die Fahrbahn geworfen worden. Am gestrigen Donnerstag waren die Ermittler ursprünglich wegen dieses Falles vom 23. August auf dem Weg zu einer Tatortbegehung – und trafen zeitgleich mit herbeieilenden Streifenwagen mit Blaulicht ein, die wegen eines Notrufes angerückt waren. Ein Autofahrer hatte die Polizei informiert. Bis zu 30 Schottersteine wurden auf die Fahrbahn geworfen. „Glücklicherweise wurde niemand verletzt“, sagte ein Polizeisprecher. Über beschädigte Fahrzeuge wisse man derzeit nichts. Die beiden Autobahnspuren in die Stadt mussten zum Aufsammeln der Steine kurz gesperrt werden.

Vor den Steinwürfen sollen Passanten drei Jungen zwischen zehn und 15 Jahren an dem nahen Gleisbett gesehen haben. Die Kinder sollen sich „fluchtartig entfernt“ haben, als sie sich entdeckt fühlten, teilte die Polizei mit. Außerdem wurde ein Spürhund eingesetzt. Als sogenannte Mantrailer eignen sich vor allem Belgische Schäferhunde. Zu dieser Rasse gehört der am Donnerstag von der Leine gelassene sechsjährige Diensthund „Duke“. Mantrailer gelten als zuverlässig und werden zwei Jahre ausgebildet. „Duke“ konnte zwar keine „heiße Spur“ finden, soll aber Hinweise gegeben haben, die nun überprüft werden. Je nach Spezialisierung kostet ein Diensthund bis zu 20 000 Euro. Die Beamten suchen Zeugen, die Verdächtige am Tegeler Tunnel beobachtet haben. Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen.

Bei den Würfen am 23. August waren gegen elf Uhr mehrere Fahrzeuge durch die Wurfgeschosse beschädigt worden. Laut Polizeiangaben schlug ein Stein in die Windschutzscheibe eines Lastwagens. Personen wurden zwar nicht verletzt, die Polizei ermittelt dennoch wegen versuchten Mordes. Auch wenn dem oder den Tätern keine Absicht, jemanden zu töten oder zu verletzten, nachgewiesen werden kann, verlangt das Strafrecht in solchen Fällen in aller Regel Haftstrafen, zumindest wenn es sich um erwachsene Steineschmeißer handelt. „Gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr“ werden mit Freiheitsstrafen zwischen sechs Monaten und zehn Jahren geahndet. In Berlin werden selten Verdächtige gefunden. „Solche Taten finden auch nur vereinzelt statt, allerdings regelmäßig“, sagte eine Polizeisprecherin.

Vergangenen Sommer hatte es innerhalb weniger Wochen drei ähnliche Fälle gegeben. Bei einer Attacke in Wilmersdorf war die Stadtautobahn für eine halbe Stunde gesperrt worden, nachdem ein Auto nahe der Brücke am Hohenzollerndamm von einem Pflasterstein getroffen worden war. Vom Täter fehlt bis heute jede Spur. Im Jahr 2003 wurden Kinder erwischt, die ebenfalls Steine auf die Autobahn am Tegeler Tunnel geworfen hatten. Die 12- und 13-Jährigen waren strafunmündig. Nach Steinwürfen auf Autofahrer hatte die Polizei zwei Jahre zuvor sogar 5000 Mark Belohnung für Hinweise ausgesetzt – erfolgreich. Die Täter waren allerdings noch Grundschüler.

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