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Wiedereröffnung: Fürstliches Friedrichsfelde

Das frühklassizistische Schloss im Berliner Tierpark ist jetzt saniert. Wo Napoleon lustwandelte, trauen sich heute Paare. Am Wochenende wird die Wiedereröffnung gefeiert.

Hier also hat Helga Freifrau von Massenbach-Bardt als Kind heiße Schokolade getrunken. „Ich musste mucksmäuschenstill sein, im Schloss spielen durften wir Kinder nicht.“ Vier, fünf Jahre jung war die heute 75 Jahre alte Großnichte des letzten Schlossbesitzers aus der Familie von Treskow. Heute durch das sanierte frühklassizistische Schloss Friedrichsfelde im Tierpark zu flanieren „ist wunderschön“, sagt die Karlshorsterin. Am Wochenende wird der laut Kulturstaatssekretär André Schmitz für 3,5 Millionen restaurierte und energetisch modernisierte Bau aus dem Jahre 1685 nun mit einem zweitägigen Schlossfest wiedereröffnet.

„Es ist, als habe man einen Diamanten geschliffen“, sagte Zoo-Vorstand Gabriele Thöne am Montag beim Schlossrundgang. Nachdem man über den Vorplatz kommt, auf dem Pelikane ihre auf einer Seite zur Hälfte gestutzten Flügel ausbreiten, geht es die Stufen hinauf. Der Parkettboden wurde wegen der neuen Heizung erhöht, geschliffen und versiegelt. Die Gemälde erstrahlen in neuem Licht, den Gartensaal schmücken Kronleuchter und Kamineinlassung. Künftig werden Ausstellungen im Erdgeschoss einen Einblick geben in die wechselvolle Geschichte des einst für den kurbrandenburgischen Marinedirektor Benjamin Raulé erbauten Lustschlosses. 1762 hatte Prinz August Ferdinand von Preußen, der jüngste Bruder Friedrichs des Großen, den Bau erworben. Napoleon Bonaparte und Zar Alexander I. lustwandelten dort, wo gestern die Medienvertreter auf Socken oder barfuß den historischen Ort erkundeten. Im Erdgeschoss sind ab Herbst Ausstellungen zur Geschichte von Zoo und Tierpark zu sehen. In den Keller kommen Archive von Zoo und Tierpark, die Tierparkverwaltung zieht in den ersten Stock.

Dort, wo einst einer der bekanntesten preußischen Prinzen, Louis Ferdinand, zur Welt kam, können heute Familienfeiern, Geburtstage und Hochzeiten begangen werden, erläuterten Olaf Lange und Thomas Ziolko von der Fördergemeinschaft von Tierpark und Zoo. Mit dem bezirklichen Standesamt biete man Trauungen und Feiern im Festsaal an. 350 Euro beträgt die Gebühr für die Trauungszeremonie, hundert Gäste passen in den Saal, am 20. Oktober geht es los. Die Gebühren werden für die Schlossunterhaltung verwendet, ein Bechsteinflügel werde noch angeschafft, ein Cembalo, Stühle, weitere Gemälde sollen angekauft werden, und die laufende Unterhaltung sei kostspielig.

Zoo-Vorstand Bernhard Blaszkiewitz, der zur Feier des Tages von Ehrenamtlichen in historischen Kostümen begleitet wurde, betonte, dass der Tierpark mit seinem einzigartigen Tierbestand und dem Schloss Friedrichsfelde unvergleichliche Attraktionen biete. Sein Vorgänger Heinrich Dathe erreichte es Mitte der 60er Jahre, dass das Schloss zu DDR-Zeiten nicht abgerissen wurde.

Nun startet die Veranstaltungsreihe „Parks in Concert“, und die Königliche Porzellan-Manufaktur hat eine Porzellanlinie mit dem Dekor „Schloss Friedrichsfelde“ geschaffen. Die Bürotasse kostet zwar 268 Euro, dafür hat sie aber ein festlich weiß-apricotfarbenes Stuckdesign.

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