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Berlin: Wilde Müllhaufen ganz legal

Zack, Zack, Zack. Ruck-zuck fliegt der Müll aus der vollen Tonne neben die Behälter und türmt sich zu einem wilden Berg auf.

Zack, Zack, Zack. Ruck-zuck fliegt der Müll aus der vollen Tonne neben die Behälter und türmt sich zu einem wilden Berg auf. Es sind die Männer in Orange, die den Sammelplatz auf dem Hof verdrecken - und sie dürfen es sogar. "Wenn die Tonnen so voll sind, dass sich der Deckel nicht mehr schließen lässt, können unsere Mitarbeiter einen Teil des Mülls aus den Behältern nehmen", sagte die Sprecherin der Stadtreinigung, Sabine Thümler. Wenn die Tonnen nämlich stets überfüllt seien, müssten die Hauseigentümer eine zusätzliche Tonne beschaffen - und bezahlen.

Die Mitarbeiter seien auch nicht verpflichtet, nach dem Leeren der Tonnen den von ihnen vorher daneben angehäuften Dreck wieder einzufüllen. "Dann müssten wir mit Beschwerden rechnen, wo uns vorgeworfen wird, wir hätten die Tonnen nicht ordentlich entleert", sagte Thümler weiter.

Eine strenge Anweisung, sich so zu verhalten, gebe es aber nicht. Die Müllmänner können nämlich auch ganz anders. Oft laden sie den Abfall, der in vollen Tüten in die Behälter geworfen worden war, in eine andere Tonne um, und machen damit eine Tonne bereits auf dem Sammelplatz leer. Dann müssen sie einen Behälter weniger zum Mülllastwagen karren, was oft beschwerlich sein kann - vor allem, wenn der Weg vom Hof zur Straße sich nur über Stufen zurücklegen läßt.

Überhaupt nicht an die Vorschrift halten sich die "orangenen Engel" dagegen, wenn sie einen privaten Aufstellplatz für die Mülltonnen als Ersatztoilette benutzen und neben den Tonnen urinieren. Öffentliche Toiletten, die gratis benutzt werden können, gibt es kaum noch. Früher wurden sie ebenfalls von der Stadtreinigung betrieben. Inzwischen hat der Senat aber mit der Firma Wall einen Vertrag geschlossen.

Wall stellt für die Stadt gratis "City-Toiletten" auf und finanziert sie über Werbeflächen, die das Unternehmen dafür im Gegenzug an der Straße platzieren darf. Fürs Geschäft verlangt Wall von den Nutzern 50 Pfennig - und das scheint einigen Müllmännern zu viel zu sein, so dass sie im Bereich ihrer Mülltonnen bleiben. Wenn sie vorher auch noch den Dreck daneben aufgehäuft haben, fällt das Urinieren immerhin kaum noch auf.

kt

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