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Berlin: Wildschweinjagd und Kirmesspaß

In der Messehalle wird virtuell geschossen – von Förstern zu Übungszwecken Andere werben lieber für ihre umweltfreundlichen Holzöfen

„Moorhuhn“, das beliebte Computerspiel, in dem Comic-Hühner abgeschossen werden, habe er zwar auch im Angebot, sagt Horst Rieger und lädt das Gewehr durch. Doch bei seinem „Mobilen Schießkino“ geht es um Wichtigeres als nur Spaß, auch wenn auf den ersten Blick nicht so recht klar ist, was der Stand in Halle 4.2 zu suchen hat – dort, wo auf der Grünen Woche die Sonderschauen „Berlin-Energy“ und „Multitalent Holz“ untergebracht sind. Laut Katalog beschäftigen diese sich mit nachwachsenden Rohstoffen. An Riegers Stand aber können die Besucher mit einem Lasergewehr auf virtuelle Wildschweinjagd gehen. Rieger erklärt das so: Die Einrichtung diene eben nicht nur als Kirmesspaß, sondern vor allem als Trainingsmöglichkeit für Förster – und in deren Aufgabenbereich fielen sowohl die Jagd als auch die Holzwirtschaft.

Stimmt, sagt Ralf Hartwig, der am Stand der Landesforstverwaltung Brandenburg steht. Er muss es wissen, er ist Förster. Und als solcher findet er es auch nicht verwunderlich, dass auf der Sonderschau für Holz nicht nur als Bau-, sondern auch als Heizmittel geworben wird. „Durch die gestiegenen Energiepreise ist Holz als Heizmittel auch im großen Stil wieder attraktiv geworden“, sagt Hartwig. Außerdem sei es billiger als Öl und besser für die Umwelt. Beim Verbrennen würde nur Kohlendioxid (CO2) freigesetzt, das der Baum sowieso abgeben würde. „Egal, ob er nun verbrennt oder verrottet.“ Und so tummeln sich Anbieter von Holzöfen zwischen den Tischlern, Möbelfabrikanten und Kettensägenvertretern, deren Motorsägenkurse für die kommenden Wochenenden schon am Freitagmittag auf absehbare Zeit ausgebucht waren.

Mit CO2 kennt sich auch Christian Kionka am anderen Ende der Halle aus. Seine Firma stellt Bioethanol her – einen umweltfreundlicheren Benzinersatz. Anders als dem Biodiesel aus Raps stehe dem Bioethanol aus Getreide oder Zuckerrüben hierzulande der Durchbruch noch bevor. Dabei sei die Technologie schon älter als 20 Jahre, sagt Kionka. Inzwischen fördere die Politik zwar die Alternativen, und bis 2010 sollen in Europa jedem Liter Normalbenzin zehn Prozent Bioethanol beigemischt werden. Schwierig bleibe es dennoch. Anders als in Brasilien, dem größten Bioethanolproduzenten der Welt, blockiere die Autoindustrie hierzulande die Entwicklung. „Nur Ford und Saab bringen in Deutschland Autos auf den Markt, die 85-prozentiges Bioethanol und Normalbenzin tanken können.“

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