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Berlin: Willkommen in der Lüsterhölle

Das legendäre Cookies feierte Wiedereröffnung. Gut tausend Partygänger standen Schlange, um dabei zu sein

Es war mal wieder knapp, aber davon hat am Dienstagabend niemand etwas mitbekommen. Bis kurz vor Eröffnung seiner neuen Partyräume an der Friedrichstraße / Ecke Unter den Linden war Clubbetreiber Heinz Gindullis alias Cookie mit den Ausbauarbeiten beschäftigt, hat geschraubt, gesägt und gewerkelt. Als sich dann kurz nach neun mehrere hundert Gäste am Eingang drängen, sich eine Schlange bis zur Straßenkreuzung bildet, werden drinnen Wischmopp und Wassereimer schnell noch in einer entlegenen Ecke versteckt. Nun kann die Party im Cookies endlich wieder beginnen.

Die Wiedereröffnung des legendären Clubs ist mit Spannung erwartet worden. Denn immer, wenn Gindullis mit seinem Cookies an einen neuen Ort zog, war dieser schöner, größer, eigenwilliger. Zuletzt gastierte der 31-Jährige im Gebäude der früheren Reichsbank in der Charlottenstraße, nur wenige hundert Meter von seinem jetzigen Domizil entfernt. Dort musste er vor genau zwei Jahren wegen anstehender Sanierungsarbeiten raus – schweren Herzens.

Nun feiert er im Kinosaal des ehemaligen französischen Kulturinstituts, das zu DDR-Zeiten hier beheimatet war. Das Gebäude, das sich auf dem Innenhof des Westin Grand befindet und seit der Wende als Lagerraum genutzt wurde, ist über einen separaten Eingang von der Friedrichstraße aus zugänglich. Im Inneren besticht es durch DDR-Schick. Die Wände des Hauptsaals mit der eingelassenen Tanzfläche sind mit dunkelbraunem Holz getäfelt. An den Kopfseiten des Raumes befinden sich die Bars, über einer funkeln wieder die massiven eckigen Lüster, die den Palast der Republik schmückten, bevor sie Cookie für seinen Club erwarb. Den ehemaligen Vorführraum hinter dem Hauptsaal hat Gindullis zu einer kleinen, weiß gehaltenen Lounge umbauen lassen, die Räume mit den nackten Wänden in der oberen Etage sind vorerst nur spärlich verputzt. Doch die vielleicht wichtigste Meldung des Abends: Die Toiletten im Erdgeschoss sind wieder für Männer und Frauen gleichermaßen zugänglich. Nur die Musik-Beschallung wie durch die Champagnerbar im alten Cookies fehlt bislang.

Es ist der mittlerweile siebente Standort innerhalb von zwölf Jahren, an dem Gindullis seine Gäste empfängt. Flatterhafte Mädchen und abgeklärte Jungs, Stars und Sternchen, Models, Pop-Literaten und ältere Geschäftsmänner: Seit der Eröffnung des ersten Clubs in der Auguststraße in Mitte bilden sie dieses unverwechselbare Partyvolk, das sich dienstags und donnerstags im Cookies versammelt, um zu wabernden Elektro-Beats zu tanzen – oder sich dabei auch nur gegenseitig zu beobachten. Schönsein und dabei gesehen werden, das ist die Devise.

Die Wiedereröffnung des Cookies hat sich auch die Konkurrenz nicht entgehen lassen. Einer der Gäste, die am Dienstagabend die Räume erkundeten, war Gerriet Schultz, Betreiber des nicht minder berühmten WMF. Seit der Schließung seines Clubs in der Littenstraße in Mitte vor gut anderthalb Jahren ist er auf der Suche nach neuen Partyräumlichkeiten. Er habe „ein paar Orte in Aussicht“, doch wo, wollte er nicht verraten. Gemunkelt wird, dass sich diese wieder in Mitte, in Alex-Nähe befinden sollen und der Vertragsabschluss kurz vor dem Abschluss steht. Wann das WMF wiedereröffnen soll, dazu wollte sich Schultz ebenfalls nicht äußern. Durch das neue Cookies, das er „super“ fand, will er sich jedenfalls nicht unter Zugzwang setzen lassen. Unterdessen plant Heinz Gindullis den weiteren Ausbau seines neuen Standorts. Die oberen Räume, die mit Baustrahlern ausgeleuchtet sind und vom spröden Charme her ein wenig an das im alten Cookies betriebene Restaurant Cream erinnern, sollen demnächst zu einem Essbereich ausgebaut werden, wie eine Sprecherin des Partymachers ankündigte. Die weißen Ledersofas, auf denen die Gäste bereits früher an den Tischen saßen, befinden sich schon dort.

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