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Wilmersdorf: Häuserkampf an der Schaperstraße

Festspiel-Chef Joachim Sartorius sieht Probleme für die Berliner Festspiele bei geplanter Bebauung in Wilmersdorf. CDU und Grüne unterstützen den Stopp des Bebauungsplanverfahrens.

Der Streit um das Bauprojekt neben seinem Theater „begleitet mich seit dem Beginn meiner Amtszeit“, seufzt Joachim Sartorius, der seit zehn Jahren Intendant der Berliner Festspiele ist und damals die Freie Volksbühne an der Wilmersdorfer Schaperstraße als Festivalspielstätte wiedereröffnet hatte. Seitdem hat ein Investor mehrmals die Pläne geändert, ein Bürohaus und eine Randbebauung mit Wohnungen scheiterten am Widerstand der „Bürgerinitiative Quartier Fasanenplatz“.

Jetzt steht auch das aktuelle Vorhaben mit bis zu 80 Wohnungen in vier Häusern auf der Kippe: Die CDU will das seit 2008 laufende Bebauungsplanverfahren stoppen und kann mit der Unterstützung der meisten Grünen-Bezirksverordneten rechnen. Für das Haus der Berliner Festspiele „wäre der Status quo am besten“, stellte Sartorius jetzt bei einem Treffen mit CDU-Politikern und Anwohnern klar. Er warnt seit Jahren vor Beeinträchtigungen des Spielbetriebs durch Lärmschutzvorschriften. Denn Wohnungen zwischen Schaper- und Meierottostraße sollen nur wenige Meter vom Theater entfernt entstehen – zum Teil auf dem Parkdeck, auf dem das Zelt der „Bar jeder Vernunft“ steht. Die Kleinkunstbühne soll näher an die Schaperstraße verlagert und zum Lärmschutz mit einer „Einhausung“ umbaut werden.

Während die Chefs der „Bar“ gelassen blieben, fürchtet Sartorius Probleme bei der Kulissenlieferung: Lkw dürften wegen der Wohnhäuser nur noch zu bestimmten Zeiten rollen. Die Festspiele seien aber „kein normales Theater, sondern haben Stoßzeiten“. Auch Außenveranstaltungen würden trotz einer fünf Meter hohen Schallschutzwand schwierig. So sieht es auch die Vorsitzende des Kulturausschusses im Bundestag, Monika Grütters (CDU): „Wir können einer Bebauung nicht zustimmen, wenn der künstlerische Betrieb gefährdet ist.“

Die Anwohner kämpfen besonders um ihren Park: Die sogenannte Gerhart- Hauptmann-Anlage würde verschattet und keine „Oase der Erholung“ mehr sein, fürchten sie. Die CDU argumentiert auch baurechtlich: Nachdem das Oberverwaltungsgericht (OVG) den Bebauungsplan für die Kleingartenkolonie Württemberg wegen zu hoher Baudichte gekippt habe, seien die Entwürfe für die Gegend am Fasanenplatz ebenfalls unhaltbar. Die Stadtentwicklungsverwaltung hat dem Bezirk schriftlich bestätigt, dass der Wohnungsbau in der vorliegenden Form „zu beanstanden wäre“, wie Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) sagte. Das Landesdenkmalamt sehe zudem die „Sichtbeziehung“ zwischen dem Festspielhaus und dem Park bedroht.

Für die Sitzung des BVV-Stadtplanungsausschusses am 23. März hat die CDU den Planungsstopp beantragt. Die Abstimmung dürfte knapp ausfallen. Die Grünen-Fraktion hat eine Bebauung stets abgelehnt – mit Ausnahme von Bert Lehmann, der den Planungsausschuss leitet. Die SPD will gegen die CDU stimmen, da es möglich bleibe, das Projekt abzuspecken. Zum Zünglein an der Waage könnten FDP und Linke werden. Anwohner halten der CDU allerdings vor, den Wohnungsbau lange unterstützt zu haben. Tatsächlich findet sich auf der Webseite des Ortsverbands Alt-Wilmersdorf noch ein Beitrag, der die „ökologisch und städtebaulich nachhaltige Verdichtung der Innenstadt“ lobte und „die künftigen Kiezbewohner “ begrüßte.

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