zum Hauptinhalt
Der Ärger muss raus. Der Informatik-Unterricht an der Robert-Jungk-Oberschule in Wilmersdorf fand auf dem Hof statt, um gegen Lehrermangel zu protestieren.

© Guenter Peters

Wilmersdorf: Protest auf dem Pausenhof

Schüler und Lehrer wollen auf Personalmangel an der Robert-Jungk-Oberschule aufmerksam machen. Seit drei Monaten wird Deutsch nur selten gelehrt.

Die Schüler der Robert-Jungk-Schule in Wilmersdorf sitzen in dicke Jacken eingepackt auf dem Schulhof. In Zelten wurden provisorische Klassenräume eingerichtet. Was jedoch aussieht wie die Hofpause, ist Unterricht bei kalten drei Grad. Mit dieser symbolischen Aktion wollen die Schüler und Lehrer auf die Raumknappheit und den Personalmangel an ihrer Schule aufmerksam machen.

Die Wilmersdorfer Oberschule sieht sich seit einigen Monaten mit zahlreichen Problemen konfrontiert. Die langjährige Schulleiterin ist im Sommer in Pension gegangen, ein neuer Schulleiter ist noch nicht da. Zudem sorgen Krankmeldungen für Schwierigkeiten bei der Lehrplanung. Im Zuge des neuen Schulsystems muss die Robert-Jungk-Oberschule außerdem noch eine Rückläuferklasse mit 17 Schülern aufnehmen. „Für diese Schüler stehen jedoch nicht ausreichend Räume zur Verfügung“, klagt Oberstufenleiterin Christine Eydam.

Die Schule ist nun schlicht überfordert. Wegen des Personal- und Platzmangels sieht sich die Schulleitung zu einer ständigen Rotation der Räume und Lehrer gezwungen – mit Folgen für die Schüler. Für die zwölften Klassen habe es seit mehr als drei Monaten keinen regelmäßigen Deutsch-Unterricht mehr gegeben, sagt Eydam. In einem Leistungskurs musste der Lehrer innerhalb eines Schuljahres vier Mal gewechselt werden. Insgesamt würden nach Angaben der Schule pro Woche an die 100 Unterrichtsstunden ausfallen, in einigen Fächern könnten daher keine Halbjahresnoten vergeben werden.

In der Bildungsverwaltung zeigt man sich durch die Aktion an der Schule irritiert. „Wir hatten mit der Schule eigentlich schon eine Lösung gefunden“, sagt die Sprecherin der Bildungsverwaltung, Beate Stoffers. Bei der Lehrbedarfsfeststellung im November seien zwei zu besetzende Stellen ermittelt worden. Dieses Personal wurde auch bereits zugesichert, so sollen bereits in wenigen Wochen ein neuer Schulleiter und ein neuer Fachbereichsleiter ihren Dienst antreten.

Bei einer Nachprüfung im Januar hätten sich durch Unstimmigkeiten im Datenaustausch mit der Schulleitung nun weitere zu besetzende Lehrerposten aufgetan, sagt Stoffers. Die Schule hätte zu wenig Schüler angegeben. Zudem sei für einen länger erkrankten Lehrer keine Ersatzkraft beantragt worden. Die Schulleitung habe es versäumt einige Stellen zu besetzen, sagt Günther Kuhring von der Schulaufsicht. Für das derzeit kritische Fach Deutsch sei auch bereits eine neue Lehrkraft eingestellt worden, sagt Kuhring. Die sei jedoch nicht für die Oberstufe geeignet, entgegnet Eydam.

Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) hatte vor wenigen Tagen im Tagesspiegel Mängel bei der Lehrerzuteilung zugegeben. „Das Problem ist nicht, dass wir zu wenig Lehrer haben, das Problem ist die Streuung. Es ist uns nicht gelungen, die Lehrstellen gleichmäßig zu verteilen“, sagte Zöllner. Man sei nun dabei nachzusteuern, sagt Kuhring. Nach einem Einstellungsschub im März könnten Berlins Schulen mit neuen Lehrern rechnen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false