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Berlin: Wilmersdorfer Kneipe muss wegen Anwohnerbeschwerden auf Jazz-Live verzichten

Die Berliner Jazzszene ist um einen Dauerbrenner ärmer: Nach 26 Jahren gibt es die sonntäglichen Frühschoppen in der Kneipe "Aue" an der Berliner Straße 48-49 nicht mehr, weil Bewohner des Hauses sich über Lärmbelästigungen beschwerten. Wirt Bernd-Dietrich Beyer, genannt "Pep", bekam nun Post vom Wirtschaftsamt: Man wies darauf hin, dass die Schank-Konzession "Sie nicht berechtigt, Live-Musik darzubieten" und drohte eine Geldbuße bis zu 10 000 Mark an.

Die Berliner Jazzszene ist um einen Dauerbrenner ärmer: Nach 26 Jahren gibt es die sonntäglichen Frühschoppen in der Kneipe "Aue" an der Berliner Straße 48-49 nicht mehr, weil Bewohner des Hauses sich über Lärmbelästigungen beschwerten. Wirt Bernd-Dietrich Beyer, genannt "Pep", bekam nun Post vom Wirtschaftsamt: Man wies darauf hin, dass die Schank-Konzession "Sie nicht berechtigt, Live-Musik darzubieten" und drohte eine Geldbuße bis zu 10 000 Mark an. Bisher hatte das Amt die Auftritte immer stillschweigend geduldet. Jetzt aber stehen die Chancen auch nach Meinung des Wirts schlecht: "Ich weiß, dass nach geltendem Recht keinerlei Spielraum mehr offen ist".

In der urigen "Aue" zeugen alte Emailleschilder und andere Erinnerungsstücke noch von der 93-jährigen Geschichte der Kneipe. Die Sonntags-Frühschoppen dauerten jeweils von 13 bis 17 Uhr und waren also "eher Dämmerschoppen", so Beyer. Als er das Lokal 1973 übernahm und zur Galerie-Kneipe mit Ausstellungen machte, wollte der Wirt zunächst täglichen Live-Jazz bieten. Ein bei der Technischen Universität in Auftrag gegebenes Gutachten ergab aber, dass der Schallpegel im übrigen Haus auch mit Umbauten nicht genügend gesenkt werden könne. Ein Antrag auf Live-Darbietungen wäre also aussichtlos gewesen. Beyer beschränkte sich auf die vierstündigen Konzerte am Sonntag, die bis vor kurzem nie Anstoß erregten.

Doch als der Wirt Anfang August seinen 60. Geburtstag in und vor der "Aue" feierte, rief eine Mieterin aus dem dritten Stock die Polizei. Der beklagte Lärm war laut Beyer nicht durch Musik, sondern allein durch die Gespräche der Gäste entstanden. In der Folge beschwerte sich die Mieterin aber auch über die Frühschoppen, und mehrere Hausbewohner schlossen sich dem Protest an.

SPD-Wirtschaftsstadträtin Monika Thiemen bedauert die Probleme, sieht sich aber an die Vorschriften gebunden. Die bisherige Handhabung nach dem Motto "Wo kein Kläger ist, da ist kein Richter" könne man nicht fortsetzen. Für die heutige BVV-Sitzung hat die CDU eine große Anfrage zum Thema an die Stadträtin gestellt. Monika Thiemen sagt aber, dass sie auch den Bezirksverordneten keine Lösung anbieten können wird. Sie wolle aber "Mittel und Wege" suchen, vielleicht lasse sich die Lautstärke ja doch mit dem Einbau von Lärmschutzwänden auf ein zumutbares Maß senken.

Unklar ist noch, ob die Hausbewohner kompromissbereit sind. Die Beschwerdeführer haben innerhalb eines Monats zwar vier Anzeigen gestellt, aber laut Beyer bisher "kein Gespräch gesucht".

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