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Winter in Berlin: Ganz in Weiß mit etwas Sonnenschein

Die Berliner bewiesen am Sonnabend, dass sie den Winter auch genießen können.

Berlin - Für Peppi ist es der erste Schnee seines Lebens. Erst vor sechs Wochen ist der Mischlingsrüde aus Kreta nach Berlin gekommen, Steffanie Kühn brachte den Straßenhund aus dem Griechenlandurlaub mit. Jetzt vergnügen sich die beiden gemeinsam mit Kühns Freundin Susan Fuchs und deren Hündin Rosi am Kreuzberg im Viktoriapark. Das Spiel, das die Hunde dabei sichtlich begeistert: Die beiden Frauen fahren mit dem Schlitten den Hang hinunter, die Hunde wetzen nebenher, Schneeneuling Peppi immer vorneweg. „So macht der Winter Spaß“, sagt Steffanie Kühn, die den frühen Frost aber auch mit Sorge betrachtet: „Auf der einen Seite freut man sich über den ersten Schnee, auf der anderen Seite muss es aber nicht so ein langer Winter werden wie letztes Jahr.“ Freundin Susan Fuchs sieht es gelassen: „Da zieht man sich halt in seinen Kiez zurück, und gut is’.“

Dass S-Bahn-Chaos und schlecht geräumte Straßen der vorweihnachtlichen Winterstimmung bei Wochenend und Sonnenschein nichts anhaben können, findet auch Thomas Neuendorff, Bäckermeister aus Teltow. Für seinen Stand auf dem Weihnachtsmarkt am Jagdschloss Grunewald findet Neuendorff Schnee und Sonne „ideal“. Lieferschwierigkeiten aufgrund schlecht geräumter Straßen nimmt er gern in Kauf: „Mit Schnee funktioniert die Kulisse hier doch erst richtig“, sagt er und deutet in den Schlosshof hinüber, in dem sich trotz der abgeschiedenen Lage bereits gegen Mittag die Menschen drängen und das Angebot schmecken lassen. Das ist laut Neuendorff – ebenso wie die Kunden – etwas „exklusiver“ als auf anderen Weihnachtsmärkten. Die Kundschaft kauft teuren Schmuck, selbst gemachte Marmelade und andere Spezialitäten wie Neuendorffs Bratkartoffelbrot. Das Geschäft geht „sehr gut“, auch bei Silke Kaden vom Berliner Lions Club „Albert Einstein“, die vor Neuendorffs Stand Lose für eine Tombola verkauft. Der Erlös aus der Aktion soll einem Weddinger Kinderprojekt zugute kommen. Kaden vermutet im Jagdschloss die „richtige Klientel“ für ihre Lose à drei Euro und liegt damit richtig. Allerdings hält sie den Zulauf auch dem herrlichen Wetter zugute. „Für den Weihnachtsmarkt ist die weiße Kulisse herrlich.“ Für alles andere gebe es zur Not ja das Auto.

Ob auf dem Jagdschloss-Weihnachtsmarkt für drei Euro Eintritt inklusive Schlossbesichtigung oder am Kreuzberg umsonst und draußen – die Berliner genießen den sonnigen Wintertag am Wochenende. Und die, die es tun, haben meist recht wenig Verständnis für jene, die unter der Woche über den Wintereinbruch geklagt haben: „Die Berliner haben manchmal echt ’ne Macke“, sagt Robert Feigel über alle Meckerer. „Allerdings kann ich auch von zu Hause arbeiten, habe daher leicht reden“, gibt der Produktionsleiter von Kunstausstellungen wenig später zu. Gut lachen haben auch seine Söhne Simon und Luis: Dank Papa haben sie nach ihren Rodelritten im Viktoriapark immer einen, der sie wieder bergauf zieht. Zum absoluten Nulltarif.

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