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Mein lieber Scholli. Ein Eisbrecher kämpft sich durch die Spree.

© dapd

Wintereinbruch: Berlin bietet Schnee die Stirn

Der erste Schnee der Saison ließ die Stadt kalt: Der Verkehr lief, und die Gehwege wurden gefegt. Auf Brandenburgs Straßen allerdings hat es einige Male heftig gekracht. Ein Autofahrer starb.

Nun ist es doch noch ein richtiger Winter geworden, mit Eiseskälte und vor allem Schnee. Doch Berlin und Brandenburg haben die Situation überwiegend gut in den Griff gekriegt: Kein Schneechaos, der Winterdienst funktioniert, und sogar die S-Bahn hält sich tapfer.

GLATTEIS AUF DEM BERLINER RING

Während die Berliner Polizei keine Glätteunfälle registrierte, gab es in Brandenburg zahlreiche Einsätze. Von 116 Unfällen von Mitternacht bis Freitag,12 Uhr, waren 29 eindeutig auf Glätte zurückzuführen, hieß es im Potsdamer Präsidium. Sieben Menschen wurden verletzt, ein 26-Jähriger starb. Er war mit einem Kleinbus des Senders RBB bei Wernsdorf, einem Ort bei Königs Wusterhausen, gegen einen Baum geprallt. Ursache war neben der Glätte vermutlich zu hohes Tempo. Nach Angaben eines RBB-Sprechers war der Getötete ein Student, der für eine Fernsehproduktion in Berlin als Fahrer engagiert worden war.

Größere Kollisionen bei Schneetreiben und glatter Fahrbahn gab es auf dem südlichen Berliner Ring bei Niederlehme. Dort ereigneten sich kurz nach 5 Uhr auf knapp 200 Metern drei Unfälle. Beteiligt waren zehn Fahrzeuge, darunter vier Lastwagen, zwei Kleintransporter und vier Pkw. Der Sachschaden wird auf etwa 70.000 Euro geschätzt, eine Person wurde schwer verletzt, drei weitere erlitten leichte Verletzungen. Die Autobahn Richtung Potsdam war zeitweise voll gesperrt und erst mittags wieder komplett frei.

Erhebliche Verkehrsbehinderungen gab es auch auf dem östlichen Berliner Ring. Zwischen den Anschlussstellen Hohenschönhausen und Marzahn durchbrach gegen 9 Uhr ein Lastwagen die mittlere Leitplanke. Hier stand nur noch je eine Spur in jede Richtung für den Verkehr offen. Ähnlich sah es am Vormittag auf der Autobahn A 9 zwischen Niemegk und Brück aus. Dort drehte sich gegen 6.30 Uhr ein Sattelzug auf glatter Fahrbahn. Der mit Speiseöl beladene Laster fuhr in die Mittelleitplanke. Aus dem Fahrzeug mussten das Speiseöl und der Diesel abgepumpt werden. Auch hier war nur je eine Spur pro Richtung frei.

FALSCHER KRAFTSTOFF

Wegen der eisigen Temperaturen machten die Züge der Ostdeutschen Eisenbahn auf ihren Strecken in Brandenburg bereits in den vergangenen Tagen oft schlapp. Der verwendete Dieselkraftstoff war nicht wintersicher. Wie es dazu kommen konnte, war von dem Unternehmen am Freitag nicht zu erfahren. Angekündigt wurde aber, man werde auf wintersicheren Kraftstoff umsteigen. Keine Probleme hatte hier die Bahn. Auch Busse der BVG und Taxis fuhren problemlos.

MEHR FAHRER BEI DER S-BAHN

Die S-Bahn kommt bisher gut durch den Winter. Kältebedingte Fahrzeugausfälle habe es nicht gegeben, sagte ein Sprecher. Da sich auch wieder mehr Fahrer dienstfähig gemeldet hatten, konnte am Freitag sogar ein Teil der wegen des Personalmangels üblichen Einschränkungen zurückgenommen werden.

So fuhren auf der S 25 die Züge wieder alle zehn Minuten nach Teltow Stadt – allerdings nur ab Südkreuz und nicht wie vorgesehen ab Nordbahnhof/Gesundbrunnen. Auf der S 47 blieb es beim Stummelverkehr Spindlersfeld–Schöneweide, und auf der S 5 entfielen erneut die Verstärkerzüge in der Hauptverkehrszeit.

AUSREICHEND SCHNEEBESEN

Die Berliner Winterdienste haben den ersten nennenswerten Schneefall der Saison gut in den Griff gekriegt. Nur neun Meldungen über unzureichend geräumte Straßen gingen bis zum Mittag im Reinickendorfer Rathaus ein. Das sei sehr wenig im Vergleich zu früheren Jahren, sagt Baustadtrat Martin Lambert (CDU). Auch in Lichtenberg waren die Räumdienste fleißig.

Nur drei Beschwerden registrierte die stellvertretende Ordnungsamtsleiterin Elke Fischer. In Spandau wurde sogar ein eigenes, nur für diesen Bezirk gültiges Schneetelefon (Tel. 9 0279 2424) eingerichtet. Dort können Bürger rund um die Uhr auf einem regelmäßig abgehörten Anrufbeantworter nicht geräumte Straßen melden. Zehn Bürger monierten gestern unzureichend geräumte Fußwege, sagte Ordnungsamtsleiterin Elke Gassert. So viel Beschwerden gab es im Winter 2010/11 binnen einer Stunde. „Solange der Schnee gleich geräumt wird, bevor er festfrieren kann und das Pflaster sichtbar ist, sind wir auf einem guten Weg.“

Der Winterdienst sei am Freitag deutlich problemloser angelaufen als in den vergangenen Jahren sagte Katja Heers, Vorsitzende des Berliner Verbandes Gewerblicher Schneeräumbetriebe (BVGS). Viele Firmen hätten ihre Touren halbiert, so könne wesentlich besser gearbeitet werden. Die Unternehmen haben erheblich in ihre Geräteparks investiert, einige die Belegschaft verdoppelt, andere die Kundenzahl halbiert.

Keines der großen Unternehmen ist durch die neuen Anforderungen auf der Strecke geblieben, sagt Heers. Lediglich einige schwarze Schafe hätten die Szene verlassen. Dafür seien aber bereits neue Firmen aufgetaucht, die sich insbesondere für Ersatzmaßnahmen anbieten, wenn ein Vertragsunternehmen einmal nicht zeitgerecht räumt.

IM EIS EINGEBROCHEN

Bereits am Donnerstag ist ein 64-Jähriger beim Schlittschuhlaufen auf dem Zeuthener See (Landkreis Dahme-Spreewald) eingebrochen. Die Feuerwehr konnte den Mann retten und brachte ihn mit einer Unterkühlung ins Krankenhaus, wie die Polizei am Freitag mitteilte. Ein Mann, der dem Verunglückten helfen wollte, brach ebenfalls ein, schaffte es aber, ohne Hilfe wieder aus dem Wasser zu kommen.

(mit dapd)

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