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Dunkler Park mit Spaziergängern, am Eingang nur spärlich beleuchtet.

© IMAGO

Wintersonnenwende: Berlins dunkle Parks: Warum macht keiner Licht an?

Berliner Parks versinken nachts im Dunkel. Und die wenigen Laternen sind oft auch noch kaputt. Bürger beschweren sich.

Vom Beleuchtungsexperten Bertolt Brecht stammt eine Erkenntnis, die gerade in diesen Tagen von Bedeutung ist: „Und man siehet die im Lichte, / Die im Dunkeln sieht man nicht.“ Die Wintersonnenwende steht unmittelbar bevor, da sind die Tage besonders finster. Am Montag ging die Sonne – zu sehen war das in Berlin nicht – um 8.14 Uhr auf, bereits um 15.53 Uhr hat sie sich wieder davongestohlen. Am Dienstag, Tag der Sonnenwende, verschiebt sich beides um eine Minute nach hinten. Öffentliche Laternen haben derzeit also ihre große Zeit. An der Straßen erfüllen sie in der Regel treu ihre Pflicht, in den über 100 Parks der Stadt dagegen sieht es vergleichsweise finster aus.

Große Stadtparks wie Tiergarten oder Hasenheide sind oft nur spärlich beleuchtet, also lediglich an einem Hauptweg oder auch gar nicht, zudem sind dort viele Laternen seit Langem kaputt, wie Spaziergänger oft beklagen. „Seit Jahren beschweren sich bei uns Bürger über den dunklen Tiergarten“, bestätigt Mittes Bezirksstadtrat Carsten Spallek.

Keine gesetzliche Pflicht

Sein Amt ist – in den anderen Bezirken ist das auch so – für die Beleuchtung in den Grünanlagen und Parks zuständig, für die öffentliche Straßenbeleuchtung hat der Senat zu sorgen. Und genau hier liege das Problem, moniert Spallek: „Für die Straßenlaternen gibt es extra Geld von der Finanzverwaltung, wir dagegen bekommen nichts.“ Der CDU-Politiker hatte 2007 um Mittel für die Beleuchtung des Volksparks Weinberg gekämpft, damals war der Park an der Brunnenstraße ein Umschlagplatz für Drogendealer. „Nach einem enormen Kraftakt“, so berichtet Spallek, leuchten dort seither die Laternen und die Dealer sind weg.

Der Stadtrat fordert, dass der Senat die Zuständigkeit für die Parkbeleuchtung übernimmt. Denn das Laternenlicht koste, durch den Strom und die Instandhaltung, und dem Bezirk fehle das Geld hinten und vorne. Gegenüber den mehr als 100 000 Straßenlaternen, die der Senat verantworte, würden für die paar hundert Laternen in Parks lediglich etwa 1,5 Prozent der gesamten Beleuchtungskosten zusätzlich anfallen.

Bernd Kanert, Leiter des Neuköllner Grünflächenamtes, sieht in der schummerigen Parkbeleuchtung dagegen kein großes Problem. „Es gibt keine gesetzliche Pflicht, öffentliche Grünanlagen zu beleuchten“, sagt er. „Für uns hat es ganz einfach finanzielle, aber auch ökologische Gründe, die Hasenheide nicht stärker zu beleuchten.“

Wildtiere brauchen Dunkelheit

Kanert verweist stolz auf die drei Fledermausarten, die in der Hasenheide leben. „Die Wildtiere der Stadt brauchen die Dunkelheit, um sich zurückziehen zu können. Und Insekten sollen auch mal den Mond ansteuern und nicht nur die Laternen.“ Ganz finster sei die Hasenheide ohnehin nicht, sagt Kanert.

„Ein Hauptweg zwischen Kreuzberg und Neukölln ist beleuchtet. Ansonsten können die Menschen auch die vielen Ausweichstraßen um die Hasenheide herum nutzen, niemand muss den Park im Dunkeln durchqueren.“ Ähnlich ökologisch argumentieren einige Initiativen, die sich nicht für mehr, sondern für weniger Licht einsetzen – so etwa der Forschungsverbund „Verlust der Nacht“, ansässig am Müggelsee, der nach Lösungen sucht, die „Lichtverschmutzung“ in Großstädten zu verringern.

Unsicheres Gefühl

Fledermäuse und Füchse mögen das begrüßen, die Menschen aber fühlen sich in den dunklen Parks oft unsicher, gerade angesichts von Berichten von Überfällen oder auch Krimis. Dass es in Berliner Parks krimineller zugehe als in denen anderer Städte, kann Polizeisprecherin Patricia Brämer nicht bestätigen.

„Allerdings kommt es in der Dunkelheit schon zu mehr Körperverletzungen und Raubüberfällen als bei Tageslicht.“ Es gehe eben nicht nur um die objektive, sondern ebenso um die subjektive Sicherheit der Menschen, meint Stadtrat Spallek, der zuletzt im August den Senat drängte, die Parkbeleuchtung zu übernehmen. Erfolglos.

Bigna Fink

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