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Winterwetter: Der BSR geht das Streusalz aus

Die BSR setzt das verbliebene Tausalz nach eigenen Angaben "mit Augenmaß" ein. Der Vorrat ist dennoch bald aufgebraucht. In Brandenburg bleiben selbst die Autobahnen glatt. Bestellter Nachschub trifft nicht ein.

Auch in Berlin wird jetzt das Tausalz knapp. Einziger Trost: Bei so extremer Kälte würde selbst eine hohe Dosis kaum noch wirken. Minus zwölf Grad sollen an diesem Mittwoch schon die Höchsttemperatur sein, prophezeit der Meteorologe Thomas Kunze vom Wetterdienst Meteogroup. Dann folgt die bisher kälteste Nacht des Winters: minus 20 Grad in den Berliner Außenbezirken, im südlichen Brandenburg noch darunter.

Nach Auskunft ihres Sprechers Bernd Müller „praktiziert die BSR den Einsatz von Auftaumitteln mit Augenmaß“. Das Resultat ist offensichtlich: Selbst Hauptverkehrsstraßen bleiben von Schneeresten bedeckt und glatt. Konsequent gestreut wird auf der Stadtautobahn. Das Salz sei noch nicht alle, „aber wir warten auf Nachschub“, sagt Müller. Der soll per Bahn und Lastwagen kommen, aber beide Varianten sind zurzeit unzuverlässig. Zudem können die wenigen Produzenten nicht genug nachliefern.

Dass die Unfallzahlen in Berlin kaum höher sind als sonst, erklärt sich die Polizei auch mit dem relativ geringen Verkehr zwischen den Jahren. Ernster ist die Lage in Brandenburg, wo fast täglich Autobahnen nach Unfällen stundenlang blockiert sind. Meist sind es Lastwagen, die auf glatter Piste zu schnell fahren und dann ins Schleudern geraten – so wie in der Nacht zu Dienstag ein Schwertransporter auf der A 2, der samt geladenem Riesenrad quer über alle Spuren kippte. Die Autobahn war bis zum Mittag gesperrt. Auch auf der A 24 in Richtung Hamburg ging stundenlang nichts mehr.

Wie berichtet, wird mangels Salznachschub ohnehin oft nur noch eine Spur freigehalten. Die Autobahnmeistereien hätten am Montag nur ein Zehntel der versprochenen Salzmenge aus Sachsen-Anhalt geliefert bekommen, sagte Hans- Reinhard Reuter der Nachrichtenagentur dapd. Laut dem Chef des Landesbetriebes Straßenwesen braucht eine Autobahnmeisterei bei Schneefall im Durchschnitt 200 Tonnen Salz am Tag. Schon zu Wochenbeginn seien die Vorräte teilweise auf weniger als 100 Tonnen geschrumpft.

Die BSR versucht, mit ihren Pflügen möglichst viel Schnee von den Straßen zu schieben, statt ihn mit Salz wegzutauen. Als Notlösung könnte bald auf Splitt umgestellt und nur noch die Stadtautobahn mit Salz behandelt werden. Seit dem Wintereinbruch Anfang des Monats hat die BSR laut Müller addiert mehr als 200 000 Straßenkilometer beräumt.

Während die Winterdienstler Überstunden sammeln, plagen sich die Müllkutscher mit schlecht oder zu schmal geräumten Zugängen zu den Abfalltonnen. Oder sie kommen gar nicht erst bis hin, weil die zwischen Schneehaufen notdürftig geparkten Autos in manchen Nebenstraßen den Müllwagen zu wenig Platz lassen. Daran ist nach Auskunft von Müller schon manche Leerung gescheitert.

In Brandenburg lassen einige Kommunen die Schneemassen inzwischen mit Baumaschinen wegschaufeln und abtransportieren. Seit Beginn dieses Winters sind in der Region rund 80 Zentimeter Schnee gefallen – fast so viel wie im gesamten vergangenen, ungewöhnlich schneereichen Winter. Zurzeit liegen laut Meteogroup in Berlin zwischen 46 Zentimeter in Köpenick und 36 in Tegel. Allein in der Nacht zu Dienstag waren wieder rund zehn Zentimeter hinzugekommen. Und die Chance für neue Rekorde ist groß: Für Freitag erwartet der Wetterdienst bei steigenden Temperaturen den nächsten Schnee, möglicherweise auch etwas Glatteisregen. Auch am Neujahrstag soll die Temperatur leicht ins Plus steigen, aber dann naht laut Kunze bereits der nächste Dauerfrost mit neuen Schneewolken. Wie kalt und wie viel es wird, ist noch ungewiss. Aber es sei „auf jeden Fall interessantes Wetter“.

Besonders interessant ist es für Autofahrer, die bisher vergeblich versucht haben, noch Winterreifen zu bekommen. Inzwischen ist der größte Ansturm auf die Werkstätten vorbei, aber einige Reifengrößen sind nicht mehr lieferbar und andere teils deutlich teurer als noch vor einem Monat. Die größte Hürde für Interessenten dürfte der Weg auf Sommerreifen von der Parklücke bis zur Werkstatt sein. Wer unterwegs erwischt wird, riskiert mindestens 40 Euro Bußgeld. Die Polizei prüft die Reifen bei allgemeinen Kontrollen und nach Unfällen. Zahlen zu Verstößen gibt es bislang nicht.

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