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Berlin: "Wir dürfen uns nicht einigeln" - Svetlana Höschele sitzt als erste Russlanddeutsche in einer BVV

Ihrer besonderen Rolle ist sich Svetlana Höschele eigentlich erst seit Oktober vergangenen Jahres bewusst. Als die 38-Jährige für die CDU-Fraktion in die neue Bezirksverordnetenversammlung einzog, wurde sie offiziell als erste Russlanddeutsche begrüßt, die in einer BVV tätig ist.

Ihrer besonderen Rolle ist sich Svetlana Höschele eigentlich erst seit Oktober vergangenen Jahres bewusst. Als die 38-Jährige für die CDU-Fraktion in die neue Bezirksverordnetenversammlung einzog, wurde sie offiziell als erste Russlanddeutsche begrüßt, die in einer BVV tätig ist. "Das hat mich überrascht und geehrt", gibt die in Kirgistan geborene Geologin zu. Vor allem für die rund 14 000 Aussiedler will sie sich engagieren, die gerade versuchen, in Deutschlands größter Plattenbausiedlung heimisch zu werden. Sie selbst hat in den drei Jahren, in denen sie mit ihrer Familie in Berlin lebt, die Erfahrung gemacht, dass Kontakte das Wichtigste sind. Aber die zierliche Frau mit den rötlichen Haaren meint nicht nur die Beziehungen der Russlanddeutschen untereinander, sondern das Verhältnis zu den Marzahnern. "Es bringt nichts, wenn wir uns einigeln und nur unter unseres Gleichen sind." Von Begegnungszentren nur für Aussiedler hält sie deshalb überhaupt nichts. Die Zugereisten müssten statt dessen in Projekten, Vereinen und Parteien mitwirken. Aber vielen Russlanddeutschen fehle der Mut, den ersten Schritt zu gehen.

Svetlana Höschele fühlt sich inzwischen im Neubaugebiet zu Hause, auch wenn sie und ihr Mann noch ohne feste Arbeitsstelle sind. Stolz ist sie auf ihre beiden Söhne, weil sie zu Leistungsstarken in der Schule gehören. "Damit schaffen sie sich beste Voraussetzungen für eine glückliche Zukunft." Die Chance, dass sich die Kinder in Deutschland ein besseres Leben als in Mittelasien aufbauen können, sei auch der Grund für den Weggang gewesen. Und obwohl nur die Schwiegermutter im entfernten Kirgistan deutsch sprach, wurden bei Höscheles schon immer christliche Traditionen gepflegt. "Wir feierten stets am 24. Dezember das Weihnachtsfest und haben zu Ostern Eier gesucht", erzählt Svetlana Höschele. Damals kannte sie auch nur ein deutsches Rezept: den Streuselkuchen. Dies hat sich inzwischen geändert, was wohl auch mit ihrer Kontaktfreudigkeit zu tun hat. "Ich spreche einfach drauflos, auch wenn nicht immer alles richtig ist", sagt die junge Frau. So lernte sie auch eine Freundin kennen, die sie mit den Marzahner Christdemokraten bekanntmachte. "Diese Partei hat mir schon immer imponiert." Sie findet es "toll, dass diese Leute mit Gott im Herzen leben".

Auf den BVV-Sitzungen ist sie bislang aber noch nicht öffentlich in Erscheinung getreten. Da müsse sie sich erst überwinden. Aktiv ist sie dennoch. So schlug sie dem Bundesinnenminister vor, einen Fonds zu gründen, um weiteren Deutschen die Ausreise aus der ehemaligen Sowjetunion zu ermöglichen. Jeder bereits in Deutschland lebende Aussiedler solle darin eine Mark einzahlen. Höschele begründet das mit einer neuen Reglung, wonach Russlanddeutschen diese Gelder nicht mehr erstattet werden. Noch hat sie allerdings keine Antwort erhalten.

Steffi Bey

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